Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer ersuchten die Parteimitglieder es gemeinsam anzugehen.

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Rund 750 Funktionäre und Parteimitglieder kamen zum traditionellen Rupertitreffen.

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Standing Ovations gab es für Haslauers Rede.

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Salzburg – Alte Freunde treffen, Bier trinken, die Tracht ausführen, und als Höhepunkt ein "rhetorisches Feuerwerk" von Wilfried Haslauer: So beschrieb Landesgeschäftsführer Wolfgang Mayer das traditionelle Rupertitreffen der Salzburger ÖVP, das am Mittwochabend über die Bühne ging. Rund 750 Funktionäre und Parteimitglieder aus allen Salzburger Landesteilen versammelten sich zum schwarzen Familientreffen im Stieglkeller.

Die Salzburger ÖVP-Riege zog im Trachtenjanker oder Dirndl mit der Trachtenmusikkapelle Maxglan vom Rupertikirtag in den Festsaal ein. Einzig der designierte Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner entschuldigte sich gleich vor seiner Rede, nicht in Tracht erschienen zu sein – gefolgt von einem Lob für das hohe Niveau, mit dem Landeshauptmann Haslauer Politik betreibe.

Doch die ÖVP sei in der schwierigen Lage, am Stammtisch nicht mehr erklären zu können, was die Bevölkerung von der Regierung habe, räumte der Vizekanzler ein. Weshalb Mitterlehners erste Handlung als Parteichef gewesen sei, dass jeder Minister bei seinen Reden erklären müsse, was die Bürger von neuen Gesetzen oder Reformen haben.

Mitterlehner offen für Modellregionen für Gesamtschule

Fehler aus der Vergangenheit dürften nun nicht mehr gemacht werden, etwa dass bei anstehenden Reformen zuerst gesagt wurde, was bleiben müsse. Als Beispiel zog Mitterlehner die Schulpolitik und die VP-Forderung, das Gymnasium müsse bleiben, heran. "Warum nicht Modellregionen zulassen? Ich bin da relativ offen", sagte Mitterlehner. "Wenn wir nur die Interessen des Stammklientels vertreten, werden wir in Zukunft auf 15 bis 20 Prozent bleiben. Es braucht Innovation."

Der Vizekanzler warb für einen Kurswechsel in der Bundesregierung: "Wir müssen das Gemeinsame in den Vordergrund stellen, nicht die Unterschiede." Er wolle eine prozessorientierte Regierungsarbeit, bei der Probleme gelöst werden. Bei einer Steuer- oder Bildungsreform gehe es nicht ohne die Länder. "Was zählt, ist die gemeinsame Arbeit. Ich ersuche euch, gehen wir es gemeinsam an", endete Mitterlehner seine Rede inklusive des Versprechens, im nächsten Jahr wieder zum Rupertitreffen zu kommen.

Django und die "Wild-West-Achse"

Landesparteichef Haslauer freute es sichtlich, dass Mitterlehner die Bundesländer einbinden will, und ernannte ihn kurzerhand zum "Ehren-, Erb- und Lieblingsonkel". Denn Mitterlehner, der als Oberösterreicher selbst aus den Ländern komme, habe ein Verständnis für die Anliegen der Bundesländer, erklärte Haslauer. Es sei eine Riesenversuchung, nach Wien zu schimpfen, aber "jetzt sind wir gefragt, ihm den Rücken zu stärken und einen Neuanfang zu ermöglichen".

Der etwas martialisch klingende Arbeitstitel Westachse "oder, wie es manche Journalisten nennen, Wild-West-Achse, das kann dich als Django nicht schrecken", scherzte Haslauer. Dass Salzburg nun ein eigenes Parteiprogramm erarbeite, sei wichtig, weil Salzburg anders sei. "Natürlich gibt es Austausch. Es ist ja kein unfreundlicher Akt gegen Wien – vorerst", sagte Haslauer mit einem Lachen.

Haslauer sichert Flüchtlingsaufnahme zu

Deutliche Worte fand der Landeshauptmann dann zur Asylpolitik: "Es kann nicht sein, dass ein so reiches Land wie Salzburg nicht in der Lage ist, 1.500 Flüchtlinge, die alles verloren haben, aufzunehmen." Haslauer sicherte zu, dass Salzburg die Menschen unterbringen werde, und erntete Applaus. Gleichzeitig räumte er ein, dass das Thema Asyl schwierig sei, das Fremde und Unbekannte Angst mache. Deshalb sei es umso wichtiger, die Flüchtlinge über die Gemeinden so zu verteilen, dass die Bevölkerung in der Lage sei, "den Menschen zu erkennen und nicht den Fremden".

Haslauer kassierte Standing Ovations für seine Rede, danach wurden gemeinschaftlich die Gläser erhoben. Die Trachtenmusikkapelle Maxglan stimmte die Landeshymne an, bei der genauso lauthals mitgesungen wurde wie beim anschließenden "Rainermarsch". Das Abschlussfeuerwerk des Rupertikirtags ließ einige Parteimitglieder und Funktionäre danach nach draußen strömen.

Bier statt Rede für Preuner

Übrigens: Durch die kurzfristige Zusage Mitterlehners musste Stadtparteichef Harald Preuner erneut für einen Wiener Gast auf seine Grußworte verzichten. Im Vorjahr ging seine Redezeit an Sebastian Kurz. Heuer wurde er aber mit einem vom Bundesparteiobmann bezahlten Bier getröstet. (Stefanie Ruep, derStandard.at, 25.9.2014)