Die vielen Geheim- und spätestens jetzt weniger geheimen Tipps für Wiens beste Falafel und best Dürum in Town werden noch verkostet, zumindest stichprobenartig. Appetitlichsten Dank dafür vorerst, auch für die streng geheimen Mails, die ich natürlich nicht verschweigen werde. Manchen kann ich schon jetzt vollends beipflichten - manch andere fand ich nicht wirklich bestätigt. Bis zum Falafel-Sequel und Dürüm-Test - zu etwas ganz Anderem. Aber mindestens so Erfreulichem. Zum Gasthaus Popp.

Nicht einmal vom Vorbeifahren war mir dieses Prachtwirtshaus geläufig. Wann komm' ich schon nach Tulbingerkogel? Und wenn doch, steig ich entweder auf die Figl-Warte, die kulinarisch äußerst überschaubar bleibt, oder sitz auf der ja eh sehr schönen Terrasse des Berghotel Tulbingerkogel und wunder mich über aus der Zeit gefallene Küche, die offenkundig gerne mehr wäre, als sie ist und kann.

Genau das versucht man ein paar Meter weiter gar nicht. Zu meiner Freude. Da geht auch die Ananasscheibe zum gebackenen Wild problemlos.

Das Gasthaus Popp gibt es laut Karte seit 100 Jahren, seit 70 Jahren betreibt es die Familie Popp, und die hat das alte Wirtshaus augenscheinlich vor nicht allzu langer Zeit renoviert. Und, soweit ich sah, erfreulich wenig modernisiert.

Foto: Harald Fidler

Allein die alte Schank unterm Naber-Leuchtkörper erwärmt mein Wirtshausherz. Dahinter ein erfrischend fröhlich-freundlicher Kellner, der auch in einer stylishen Schnitzler-Inszenierung gute Figur machen würde oder in einem Ludwig-Reiter-Imagefilm. Der sich's weder von einem Grantscherm-Senior verdrießen lässt, der zu seiner Hirschwurst-Portion (aus der Vorspeisenrubrik der Tageskarte) für zwei Personen wasweißichwasalles möchte. Noch vom ergrauten CBR-Fahrer, mit dem sich's trefflich ein paar Minuten philosophieren lässt, dass es heute kalt ist, vor allem die Luft.

Die Karte schwelgt im Schnitzelfach, natur und vor allem Gebacken - Schnitzel, Cordon, Leber, auch Fisch wird paniert - Dorsch und Kabeljau nämlich, nicht gerade förderkreisverdächtig regional im Wienerwald. Nicht meine Lieblingszubereitung von Fleisch, Fisch und Gemüse aller Art, aber die ist zweifellos typisch für Schnitzelland Ost.

Foto: Harald Fidler

Und wenn der Herr Popp auch noch eine Jagd besitzt und Hirschleber auf die Tageskarte setzt, hat er mich schon fast gewonnen, auch wenn man sie in Bröselteppich hüllt. Ganz gewonnen haben die Popps, wenn die Leber zwischen den Bröseln zart, rosig und einfach gut ausfällt.

Foto: Harald Fidler

Wenn die Suppe (Frittaten, für 3,50) vor dem panierten Entgiftungsorgan so gelungen Balance hält zwischen Gemüse und Fleisch, kann ich nicht anders, als den depperten alten Pringles-Claim auszupacken, wie ich ihn im Gedächtnis habe: einmal gepoppt, nie mehr gestoppt. Schon weil der Schweinsbraten mit Wacholderkraut noch gekostet sein will, die Hirschwurst (ohne wasweißichwas), der Hauswein (Grüner Veltliner, Achtel 1,50) und die eine oder andere Mehlspeis, wenn ich dann die Wunderbare endlich hierher ausführen darf.

Vielleicht probiert sie dann ja auch gleich eines der "Damenschnitzel" auf der Karte - kleinere Varianten der Herrenportionen um 1,30 Euro weniger: Das männlich gebackene Schwein macht dann 9,50 Euro, das weiblich panierte 8,20 Euro.

Nur die Öffnungszeiten sind ein bisschen tricky: Ab elf bis 20 Uhr, wenn's voll ist, auch länger. Dienstag und Mittwoch: Ruhetag. (Harald Fidler, derStandard.at, 26.8.2014)