Es war ein Minimalkompromiss, auf den sich die Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation im November auf Bali geeinigt hatten - eine Vereinfachung der Bürokratie, um den Handel zu erleichtern. Doch selbst dieser kleine Schritt zur Belebung der Weltwirtschaft ist nun gescheitert, weil der neue indische Premier Narendra Modi die Zusagen seiner Vorgänger nicht einhält. Dabei war die WTO Indiens Forderungen nach Verteidigung seines überteuerten Nahrungsmittelprotektionismus schon weit entgegengekommen.

Für den an sich wirtschaftsfreundlichen Modi geht es um kurzfristige innenpolitische Vorteile: Indem er dem Rest der Welt die Stirn bietet, gewinnt er Spielraum für andere Reformen. Das Scheitern von Bali aber führt die WTO in die Bedeutungslosigkeit und zerstört die Chance auf weitere Fortschritte beim multilateralen Handel.

Eigentlich müssten nun Schwellenländer die Ausbreitung regionaler Handelsblöcke im Norden fürchten, von denen sie ausgeschlossen sind. Aber auch diese kommen nicht vom Fleck: Eine Mischung aus falschen Gerüchten, populistischen Kampagnen à la Krone und schlechter politischer Kommunikation hat etwa das Freihandelsabkommen TTIP, von dem sich Europa und die USA mehr Wachstum und Jobs versprechen, politisch so gut wie ruiniert. Wenn der Protektionismus in den kommenden Jahren weltweit wächst, wird nicht nur Indien draufzahlen. (Eric Frey, DER STANDARD, 2.8.2014)