Wien/Linz - Das österreichische Modell der "dualen Ausbildung", also einer Lehre im Betrieb und parallel Unterricht in der Berufsschule, gilt in Europa als Vorbild. Die Jugendlichen lernen entweder in staatlichen, überbetrieblichen Werkstätten oder in privaten Betrieben. Im Jahr 2013 absolvierten rund 120.000 Jugendliche eine Lehre.

Trotz des vielen Lobes für die Lehre in Österreich gibt es einige Probleme. So entscheiden sich etwa noch immer fünfzig Prozent der jungen Frauen, die eine Lehre machen wollen, für nur drei Berufe: Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. Sie finden nicht so schnell wie Bäckerlehrling Sabine Kogler, eine Lehrstelle.

Im Jahr 2013 gab es etwa für 393 Lehrstellen als Bürokauffrau oder -mann 810 Bewerber und Bewerberinnen. Leichter haben es jene, die sich im Fremdenverkehr bewerben, hier gab es 2013 rund 2500 Lehrlinge zu wenig.

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice, Johannes Kopf, empfiehlt den Lehrstellensuchenden, sich mehr über die Berufswahl zu informieren. "Darüber muss man länger nachdenken als über den Kauf eines Handys", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD.

Unabhängig von der Berufswahl sind die Jobchancen mit einer Lehre gut, sagt Kopf. Derzeit sind 21 Prozent der Personen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben, arbeitslos, aber nur sieben Prozent jener, die eine Lehre abgeschlossen haben.

Ein Grund dafür, dass die Lehre gut funktioniert, liegt für Kopf darin, dass die Jugendlichen direkt im Betrieb ausgebildet werden. Die Hälfte bleibt im Unternehmen und muss nach der Ausbildung keinen Job suchen.

Außerdem würden die Jugendlichen im Betrieb laufend in neue Techniken eingeführt. "In der Schule, wo Lehrpläne gelten, ist das gar nicht möglich", sagt Kopf.

Auch die Jugendgewerkschaft sieht das System der Lehre grundsätzlich positiv. Bundesjugendvorsitzender Florian Hohenhauer kritisiert aber, dass es in den Betrieben oft Probleme bei der Qualität der Ausbildung gibt. "Viele bilden ihre Lehrlinge schlecht oder unzureichend aus, deshalb brechen sehr viele ihre Lehre ab", sagt Hohenhauer im Gespräch mit dem STANDARD. Vor allem Lehrlinge in Gastronomiebetrieben würden als Hilfskräfte missbraucht. (Lisa Aigner, DER STANDARD, 31.7.2014)