Hund trifft auf Hund - was mitunter zu kleineren Friktionen aber auch schönen Momenten führen kann. (Symbolbild)

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Die "Steuerfrau" vor zwei Wochen brachte mir nicht nur mitfühlend-nette Mails ein. Ein Rüffel kam von meiner Mutter. Ihr Hund, monierte sie, sei alles Mögliche (stur, erziehungsbedürftig, ein bisschen inkontinent), aber bitte (!) keineswegs senil.

Diese Feststellung bedarf einer näheren Betrachtung, dürfte sie doch auf einem Missverständnis beruhen. Denn senil bedeutet keineswegs debil, auch wenn beides oft miteinander einhergeht.

Sensibel aber nicht senil

Im Zustand der Vergreisung befindet sich Lancia, die Pitbull-Mischlingsdame, die ihren Namen dem Ypsilon verdankt, das ihr Fell - farblich perfekt abgestimmt - auf der Stirn ziert, im Alter von elf Jahren allemal. Zumindest schien sie sich diesem Zustand bis vor kurzem anzunähern. Wenn Frau Theresia U. nun meint, Lancia sei "sensibel" (weil sie nicht jeden unerzogenen kalabresischen Köter an sich heranlässt), aber nicht senil, dann ignoriert sie, dass ihr Viecherl durch Alter körperlich und geistig nicht mehr voll leistungsfähig ist. So erklärt es der Duden.

Pipsi und Lancia

Ungerecht ist das Attribut trotzdem. Denn seit vor einem Monat Pipsi über Lancia hereinbrach, ist in Sachen Vergreisung Entschleunigung angesagt. Pipsi (nach einem Blick in den italienischem Hundeausweis muss ich mich hier korrigieren: Es gibt im Italienischen kein langes i, und Pipsi ist ja auch kein Vogerl) hat frischen Wind in Lancias beschaulich-griesgrämiges Leben gebracht. Die gibt Gas. Was die alte Dame anfangs gar nicht goutierte.

Aber wie ältere Semester so sind: Sie fügte sich in ihr Schicksal. Die zwei sind ein eingespieltes Team. Und weil Übung den Meister macht, fürchten wir uns beim Gassi-Gehen auch nicht mehr (so viel). Wir brauchen also nicht mehr unbedingt ein Auto für die Natur. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 25.7.2014)