Mobilität ist herrlich. Das zu betonen ist an dieser Stelle an sich überflüssig - aber doch notwendig. Denn für Piepsi, unser in Kalabrien aufgelesenes Hundebaby, bedeutet die Großstadt vor allem eines: Stress.

Das laute Brummen der von der Südosttangente auf den Gürtel drängenden Blechschlange ist in der Tat eine Herausforderung, erst recht für ein kleines Landei aus der italienischen Provinz, das die ersten Lebenswochen in einem Naturschutzgebiet am Ionischen Meer verbrachte - fernab von Asphalt und Automobil.

Gegenrezept

Also tapsen wir allmorgendlich, zitternd wie Espenlaub, über den Gürtel zum Schweizergarten, wobei das fast schon wieder eine Übertreibung ist. Denn intelligent, wie unser Piepserl nun einmal ist, hat sie rasch ein Gegenrezept entwickelt: Jammern.

Herzzerreißendes Jaulen bewirkt die Zuwendung des Frauerls. Störrisches Sitzen verwandelt das Herrchen wiederum in einen Diener, der Majestät über den Zebrastreifen trägt.

Intensives Studium

Bevor uns Hundeversteher nun belehren, dass wir dem Viecherl zeigen müssen, wer der Herr im Haus ist und wir Zweibeiner uns gefälligst wie Rudelführer benehmen sollen: Wir sind auf gutem Weg, haben bereits mehrere Bücher über Welpen studiert und werden auch ein Welpentraining besuchen.

Bis dahin packen wir Piepsi in ihren Katzenkorb und fahren aufs Land. Wo Natur noch Natur ist und der Hund über Felder laufen und durch Bäche waten kann. Und wo ein seniler Bitbull-Mischling nur darauf wartet, von einem frechen Fratzen reanimiert zu werden und den Mutterersatz zu geben.

Bei der Fahrt zur Natur ist Piepsi übrigens wie fast alle Autofahrer: bequem. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 11.7.2014)