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46 indische Krankenschwestern sind nach ihrer Freilassung aus einem von der Islamisten-Miliz ISIS beherrschten Gebiet im Irak nach Indien zurückgekehrt.

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Neu-Delhi/Bagdad- Die Terrormiliz ISIS hat im Norden des Iraks mehrere Moscheen und andere religiöse Einrichtungen von Schiiten und andersgläubigen Sunniten zerstört. Bilder im Internet zeigten unter anderem, wie ISIS-Kämpfer in der Stadt Mossul mindestens fünf Gebetsstätten und Grabmäler in die Luft sprengen oder mit Bulldozern dem Erdboden gleich machen.

In dem Ort Tel Afar zerstörten sie mindestens vier Moscheen und ein Grabmal. Die Terrorgruppe habe die Einrichtungen als "heidnische Tempel" bezeichnet, berichtete das irakische Nachrichtenportal "Al-Mada" am Samstag. Isis hatte Mossul, die zweitgrößte Stadt des Iraks, Mitte Juni eingenommen.

Krankenschwester zurückgekehrt

Am Samstag sind 46 indische Krankenschwestern nach ihrer Freilassung aus einem von der Islamisten-Miliz ISIS beherrschten Gebiet im Irak nach Indien zurückgekehrt. Eine Sondermaschine brachte die Frauen und rund 100 weitere Landsleute von Erbil im Nordirak nach Kochi im Süden Indiens. Indische Medien berichteten unter Berufung auf offizielle Stellen, Lösegeld sei nicht geflossen.

Die Krankenschwestern wurden bei der Ankunft am Samstag euphorisch von ihren Familien empfangen. "Wir sind glücklich und erleichtert. Wir dachten, wir würden es nie wieder zurückschaffen", sagte Neenu Jose. Die Militanten seien aber respektvoll mit ihnen umgegangen und hätten ihnen nichts getan.

Die indische Regierung nannte keine Details zu der Freilassung, die am Freitagabend bekannt gegeben worden war. Laut "Times of India" sollen indische Diplomaten und Geschäftsmänner dabei mitgewirkt haben.

Die Krankenschwestern hatten sich in einem Krankenhaus in Tikrit verschanzt, als die Gegend von ISIS-Kämpfern eingenommen wurde. Am Donnerstag wurden sie nach Angaben des indischen Außenministeriums in Busse geladen und nach Mossul gebracht. Kurz nachdem sie das Hospital verlassen hatten, sei es bombardiert worden, sagte die Krankenschwester Marina Jose dem Sender "NDTV".

39 indische Bauarbeiter, die vor zwei Wochen in der Nähe von Mossul entführt worden waren, sind weiter in der Hand der Extremisten. Etwa 10.000 Inder leben und arbeiten im Irak.

ISIS-Kämpfer angeblich zurückgedrängt

In der Nähe der strategisch wichtigen Stadt Tikrit hat die irakische Armee nach eigenen Angaben die ISIS-Kämpfer zurückgedrängt. Die Armee habe das Dorf Auja bei Tikrit von Aufständischen "vollständig gesäubert", sagte Militärsprecher Kassam Atta am Freitag. Tikrit selbst stand aber weiterhin unter der Kontrolle der sunnitischen Kämpfer.

Die Soldaten hätten Auja in der Nacht auf Freitag mit Unterstützung schiitischer Milizen und unter dem Einsatz von Hubschraubern eingenommen, berichteten staatliche Medien, die Polizei und Einwohner des Dorfes. Nach Armeeangaben wurden 30 Rebellen getötet. Die Regierungstruppen kontrollierten nun die wichtige Verbindungsstraße zwischen Samarra und Auja, hieß es.

Am Samstag hatte die  irakische Armee hat einen Angriff der sunnitischen Terrorgruppe ISIS auf die strategisch wichtige Ölraffinerie in dem Ort Baiji abgewehrt. Bei stundenlangen Schusswechseln seien zwölf ISIS-Kämpfer ums Leben gekommen, hieß es aus irakischen Sicherheitskreisen. Zu Opfern aufseiten des Militärs gab es keine Angaben.

Weitere Gebiete eingenommen

Die ISIS brachte zugleich im Osten Syriens weitere Gebiete unter ihre Kontrolle, darunter ein wichtiges Ölfeld. Die Terrorgruppe beherrscht nun im Norden und Osten Syriens ein Gebiet, das von der türkischen bis zur irakischen Grenze reicht, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Zudem kontrollieren ISIS-Milizen große Teile im Norden und Westen des Irak.

Nach der Einnahme eines Ölfelds im Nordirak hat die ISIS offenbar mit dem Verkauf des dort geförderten Öls begonnen. Das Öl werde seit Donnerstagabend über die kurdischen Autonomiegebiete in eine örtliche Raffinerie oder an die iranische Grenze transportiert, sagte der Polizeichef des irakischen Bezirks Tuz Khurmatu, Shalal Abdul.

USA äußern Zweifel an irakischer Armee

US-Generalstabschef Martin Dempsey bezweifelte unterdessen die Fähigkeiten der irakischen Armee im Kampf gegen die ISIS-Milizen. Die irakischen Truppen seien zwar in der Lage, die Hauptstadt Bagdad zu verteidigen, eine Offensive würde sie aber vor Probleme stellen. Es dürfte vor allem logistische Probleme geben, sagte Dempsey am Donnerstag.

Entscheidend für einen Erfolg im Kampf gegen die ISIS-Rebellen seien aber auch politische Fortschritte, so Dempsey. Es komme darauf an, dass es der irakischen Führung gelinge, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden.

Ungeachtet dessen treiben die irakischen Kurden ihre Abspaltung voran. Ihr Parlament will einen Termin für ein Referendum über die Unabhängigkeit der Autonomieregion festlegen. Der Irak sei "fertig", sein Ministerpräsident Nuri al-Maliki gescheitert, sagte der Außenbeauftragte der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP), Hemin Hawrami, am Donnerstag.

Medien: Irakisches Militär verlässt Grenzgebiet

Saudi-Arabien reagierte mit der Mobilisierung seiner Armee auf den Abzug irakischer Soldaten von der Grenze zu Saudi-Arabien und Syrien, berichtete der Nachrichtensender "Al-Arabiya". Eine offizielle Bestätigung Saudi-Arabiens gab es zunächst nicht. Die Grenze zwischen den beiden Ländern ist mehr als 800 Kilometer lang.

Der Schwestersender "Al-Hadath" hatte am Mittwochabend ein Video veröffentlicht, das angeblich irakische Soldaten zeigt, die sich von der Grenze zu Syrien und Saudi-Arabien zurückgezogen haben. Demnach sollen insgesamt 2.500 irakische Militärangehörige die Grenzgebiete verlassen haben. Das irakische Militär wies den Bericht jedoch zurück. Entsprechende Meldungen seien eine Lüge, sagte ein Sprecher.

Der saudische König Abdullah und US-Präsident Barack Obama riefen die führenden Politiker des Irak auf, eine neue Regierung zu bilden, die alle Gruppen des Landes vereine. Der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki möchte im Amt bleiben. Schiitische, sunnitische und kurdische Politiker fordern jedoch seinen Rückzug. (APA, 5.7.2014)