Gestern Bankfoyer, heute Restaurant: Lobby im neuen Park Hyatt Vienna Am Hof.

Foto: Hyatt Hotels

Wo einst die Niederösterreichische Escompte-Gesellschaft und später die Länderbank bzw. Bank Austria Creditanstalt untergebracht war, kann man nun für 375 Euro nächtigen. Für den freien Blick Am Hof muss man jedoch etwas tiefer in die Tasche greifen. Bis zu 4400 Euro pro Nacht reicht das Spektrum der verfügbaren Kategorien.

Das ersehnte Zielpublikum (siehe Interview) passt damit ziemlich perfekt ins Portfolio der Signa Holding, die das von 1913 bis 1915 errichtete Bankgebäude im Jahr 2008 erwarb und im Zuge der Erfindung und Erbauung des gesamten Goldenen Quartiers zu einem der Signature-Objekte auserkor. Das genaue Investitionsvolumen des 143 Zimmer und Suiten fassenden Luxushotels wird nicht verraten. Die Mietvertragsdauer mit der US-amerikanischen Hotelkette Hyatt, die das Produkt Park Hyatt unter ihren Fittichen hat, ist ebenfalls Betriebsgeheimnis.

Keine Auskunft zur Auslastung

Und über die angestrebte Auslastung "kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben", wie General Manager Monique Dekker erklärt. "Nur so viel: Wir sind mit der Buchungslage zufrieden." Vage Auskünfte. Macht nichts. Wo wenig gesprochen wird, kann man viel schauen.

Und Motive zur optischen und haptischen Erkundung gibt es zur Genüge. Immer wieder Holz, Messing, Blattsilber und zentimeterdicke Teppichböden, in denen man versinkt. Zu verdanken ist dies nicht nur den Planern Neumann & Partner und dem Amsterdamer Innenausstatter FG Stijl, sondern nicht zuletzt auch dem Bundesdenkmalamt, das die Baustelle Am Hof mit Argusaugen beobachtete. Vieles wurde behutsam freigelegt und saniert - vom Stiegengeländer über die protzigen Kandelaber, die frei im Raum stehen, bis hin zum holzvertäfelten Wertpapierbureau, das heute als Whisky- und Zigarrensalon dient.

Nach Großbrand restauriert

Das zweite Obergeschoß - die Direktorenetage, die in Teilen dem Großbrand im November 2011 zum Opfer gefallen war - wurde wieder originalgetreu nachgebaut. Das Ambiente ist beachtlich. Von der vielen Technik, die hinter den neu installierten Versatzstücken der Historie lauert, ist nichts zu merken.

"Nach dem Brand waren 20 Restauratoren- und Kunsthandwerkerteams vor Ort", erinnert sich Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Signa Holding. "Sogar den Marmor haben wir aus dem gleichen Steinbruch in Siena geholt wie damals vor hundert Jahren. Wir könnten Ihnen zu jedem Detail des Hauses eine Geschichte erzählen."

Swimmingpool mit Goldfliesen

Wie zum Beispiel diese: Der Swimmingpool, der im ehemaligen Tresorraum im Kellergeschoß untergebracht ist, wurde mit vergoldeten Glasfliesen im Goldbarrenformat verlegt. "Da hat man dann das Gefühl, man schwimmt in Geld wie Dagobert Duck", hört man bei der Führung. Ein solches Gefühl wird in den kommenden Jahren gewiss auch dem Betreiber und Eigentümer zuteil, sollte sich das bewahrheiten, was Signa-Chef Stadlhuber verspricht: "Wir werden neue Maßstäbe setzen." (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 14.6.2014)