Mercedes E 400 Cabrio, Porsche 911 Targa 4 PDK, BMW 428i Cabrio und Bentley Continental GTC V8

Jedes Jahr das Gleiche. Und das ist gut so. In der Abwechslung und im Umgang mit dem Unbekannten liegt zwar eine freudige Erregung, das immer Wiederkehrende birgt aber einen gewissen Halt, der einem Sicherheit im Tritt und in der Vorausschau gibt.

foto: der standard/gluschitsch

Mit zunehmender Erfahrung erkennt man die Schönheit der Wieder holung und den Wert der Kontinuität. Also wieder Friaul, ein Ausflug von Freunden und Kollegen, ein Wiederfinden auf dem Hügel von Ruttars und vor der Wand von Castelmonte hoch über Cividale.

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Fixpunkte sind die Jause und die intelligenten Gespräche zum Wein am Vortag.

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Dann die rituelle Autowaschung zu Beginn des frühen nächsten Tages, die Freude am Fahren, das Einweisen und Rangieren vor der Wand und schließlich die Beherzung durch Mario, den rührenden Wirt in Prepotto, der eigentlich Marco heißt. Unpässlichkeiten und andere Missverständnisse in der Kommunikation und der Ernährung rissen dieses Mal eine Lücke in die Gruppe. Aber die Daheimgebliebenen fehlten.

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Auf Professore Rodolfo Skarics wurde in Sarajevo ein feiges kulinarisches Attentat verübt. Das führte zu keiner Juli-, aber doch zu einer dramatischen Darmkrise, weshalb er für unseren heurigen Friaul-Supertest entfiel. So ein Kaliber bedarf würdigen Ersatzes, welcher zumindest hinsichtlich Fertigung der Fotos mit Guido Gluschitsch (der werkte aufopfernd, bis hin zum Schuhabstellen und Felserklettern) gefunden ward. Zum Gruppenbild gesellten sich von links nach rechts Armin Karner, Guido Gluschitsch, Michael Völker, Andreas Stockinger.

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Vier Autos also. Und darin liegt die Abwechslung. Alljährlich bemühen wir uns um das Schöne, das Schnelle, die Innovation und die Tradition, um das Außergewöhnliche und das Bewährte.

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Dieses Mal Cabrios, als Thema nicht rasend originell, aber behaftet mit Leichtigkeit, Lässigkeit und Lebensfreude.

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Der Bentley. In einem Wahnsinnsblau. Nobel, schwer und schnell, alles verdichtet auf das Fahren. 507 PS aus einem Achtzylinder und der Antrieb auf allen vier Rädern helfen die Schwerkraft zu überwinden, immerhin gilt es hier knapp zweieinhalb Tonnen Gewicht zu bewegen. Reifen in der Dimension von Traktorrädern, aber Beschleunigungsda ten, die jedem Sportwagen zur Ehre gereichen. Der Schnellste in jeder Hinsicht in dieser Runde.

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Der Porsche. Ein Klassiker. Jetzt wieder. Der Targa ist schöner als das Coupé oder das Cabrio, mit seiner Erschlankung ist der Wagen wieder fragiler, leichter und eleganter geworden – mehr Porsche als die fetten Krapfen davor. Den Sound kann man hier nicht unerwähnt lassen: Der Porsche sprotzt und schießt und hustet und röhrt, dass es in den Ohren klingelt. Guido verstand dieses Orchester mit der Freude eines Kindes zu dirigieren. Und natürlich die Leistung und das Fahrverhalten. Leicht, agil, direkt, die pure Freude.

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Der Mercedes. Ein Herr. Das Spektakuläre ist ihm fremd, er ist elegant und wirkt robust zugleich. Der Wagen ist in sich schlüssig, er hat Charakter, ist aber nicht aufdringlich. Und erstaunlich sportlich. Der Sechszylinder sorgt dafür, dass man jederzeit schnell um die Ecke kommt, die Stärke liegt aber in der souveränen Ruhe des beständigen Vorankommens.

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Der BMW. Der Jüngste und auch der Günstigste in der Runde. Das 4er-Cabrio protzt nicht mit breiten Schultern, sondern mit der Klarheit seiner Linien. Der Vierzylinder ist vernünftig, aber kräftig, irgendwie ist das ein Auto für die Jüngeren unter uns, für diejenigen, die praktisch veranlagt sind, aber den Spaß nicht missen wollen. Über das Blechdach kann man streiten.

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Ein gültiges Fazit kann es bei diesem breit gefächerten Angebot nicht geben, da ist für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis etwas dabei. Und auch die Größe der Geldtasche wird wohl eine Rolle spielen. Aber wenn sie entsprechend groß wäre und man die Vernunft außer Acht ließe, dann ist das Blau des Bentley schon besonders schön.

Und damit zu unserem ersten Probanden, das Mercedes E 400 Cabrio.

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Die erste Ausfahrt, noch außertourlich, führt nach Grado. Der Mercedes gleitet in die kleine Stadt wie eine Yacht in den Hafen, selbstbewusst, aber nicht nach Blicken heischend. Am Dock vertäut ruht der Wagen in sich. Ewig Zeit. Auch für einen Espresso macchiato und einen zweiten.

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Am Nebentisch plaudern zwei Ärztinnen, die an einer Tagung zur medizinischen Fortbildung am Meer teilnehmen, über alles, nur nicht über ihren Beruf. Über Männer. Über ihre Männer. Die das Gottseidank nicht hören können. Zeit zum Aufbruch.

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Der Gurtenstraffer – und das passt so gar nicht zum Auto – ist ein unfreundlicher, fast feindseliger Akt. Festgezurrt. Aber dann. Das Dach versenkt. Der Mercedes pflügt an Aquileia vorbei, nimmt die Kurve nach Cormòns, erklimmt den Hügel nach Ruttars. Wird ungeduldig, zerrt am Lenkrad, grollt im Motorraum. So komfortabel das Cabrio ist, wenn Auslauf und Kurven in Sicht sind, schlägt die Ungeduld an, kommt Übermut auf. Eine E-Klasse für sich: die Gelassenheit von Mercedes, gepaart mit Agilität und sportivem Vorwärtsdrang.

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Der Motor ist fein: Sanft und leise, und wenn man ihn lockt, dann geht es sehr bestimmt zur Sache. Der Sechszylinder baut ordentlich Druck auf, und wer es wirklich wissen will, der findet sich unversehens in einem flotten Sportwagen wieder. Die Leistung ist tatsächlich überraschend: 333 PS, zwei Turbolader, drei Liter Hubraum. Da ist es Schluss mit der Zurückhaltung, da wird der Wagen fast ruppig und aggressiv.

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Wir sind in freudiger Erwartung der Gefährten, die über den Nachmittag ihren Weg ins Collio finden. Prunk und Protz der Bentley, überschäumende Sportlichkeit der Porsche, etwas bescheidener der Auftritt des BMW, jugendlich frech, aber doch mit dem Respekt vor Alter und Adel.

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Der Mercedes nickt freundlich nach links und rechts. Morgen fahren wir zur Wand hoch, der Merc freut sich schon auf die gemeinsame Ausfahrt, und bei aller Kollegialität schlägt auch Konkurrenz und Ehrgeiz durch: Wir werden schon sehen. Gegen die Brachialität des Bentley ist kein Kraut gewachsen, aber den Porsche haben wir im Griff, so gut wie. Und beim BMW sind wir onkelhaft nachsichtig. Auf nach Castelmonte. (Michael Völker, DER STANDARD, 6.6.2014)

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Zweite Meinung

Der Stern war die Überraschung des Freiluftquartetts. Eine E-Klasse ist gediegen, komfortabel, hochwertig verarbeitet und im Vergleich zu den anderen Boliden im Test fast ein wenig bieder. Komfortabel und hochwertig, das unterschreiben wir immer noch. Aber wehe, das Gaspedal küsst das Fußraum-Blech. Der 400er hat keinen Motor, der hat ein Kraftwerk unter der Haube. Der PDK-Targa nimmt ihm von 0 auf 100 nur eine Zehntelsekunde ab. Wer da zögert im 911er oder die Linie mit weniger Grip nimmt, hat schon das Nachsehen. (glu)

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Mercedes

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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