Linz - Die Situation ist verzwickt: Der Landesrechnungshof spricht von dringenden Kosteneinsparungen, damit das oberösterreichische Gesundheitswesen finanzierbar bleibt. Der Chirurgieprimar des Landeskrankenhauses Vöcklabruck hat hingegen diese Woche beklagt, dass durch den Sparkurs die Qualität der medizinischen Grundversorgung in Gefahr sei. Plastisch dargestellt hat er die Situation anhand dreier Fälle. Patienten seien in Vöcklabruck wegen Personalmangel "verpfuscht" worden. Die Landespolitik versucht nun den Spagat zwischen den beiden Extrempositionen zu schaffen.

Drei verschiedene Gutachten

Wie schwierig diese Übung ist, zeigt allein die Tatsache, dass es drei unterschiedliche Gutachten zur Spitalsreform gibt. Der erste Plan stammt vom Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen, ein weiteres Konzept erstellte SPÖ-Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger, und ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer beauftragte eine Expertenkommission. Mit Ausnahme des "Stöger-Plans" kommen die anderen Expertisen zu dem Schluss, dass 1000 Betten in den Spitälern zu viel seien. Der Landesrechnungshof hat ein jährliches Einsparungspotenzial von 100 Millionen Euro errechnet.

Diese rigorosen Sparpläne haben in Oberösterreich zu einem heftigen politischen Streit zwischen Schwarz und Rot geführt. Um die Diskussion zu versachlichen, richtete Pühringer "Regionalkonferenzen" ein. Auf Basis jener dreier Konzepte wurde mit jedem Spital über mögliche Strukturen gesprochen. Diese Runden sind nun abgeschlossen, rund 65 bis 70 Millionen Euro pro Jahr könnten künftig eingespart werden.

Hilfeschrei aus Vöcklabruck

Nach Bekanntwerden dieser Zahlen kam der Hilfeschrei aus Vöcklabruck. Der Primar Wolfgang Simma beklagte, dass das neue Schwerpunktkrankenhaus mit zu wenig Personal ausgestattet sei. Eine angeblich verpfuschte Patientin relativierte jetzt: Nicht wegen stundenlanger Verzögerung, sondern aus eigenem Wunsch sei später operiert worden.

Dennoch ist durch Vöcklabruck die Diskussion um die Spitalsreform wieder angeheizt worden. Ihre Befürchtungen, dass durch die geplanten Einschnitte die Betreuungsqualität im Krankenhaus nicht gehalten werden kann, sieht die SPÖ bestätigt. Die im März anstehenden Verhandlungen dürften nicht komplikationsfrei ablaufen. (Kerstin Scheller, DER STANDARD - Printausgabe, 25. Februar 2005)