Rothschild, ein Vertreter der bekannten Bankiersfamilie, schießt nun 20 Millionen Euro zu, um die Zeitung zu retten. "Libé" ist hoch verschuldet, die Auflage unter 150.000 gesunken. Rothschild war aber einverstanden, dass die Mitarbeiter die in den Statuten vorgesehene Sperrminorität von 33,4 Prozent der Stimmrechte behalten.
Nicht nur Libération verliert die Kontrolle über die eigene Zeitung. Le Monde sucht ebenfalls nach Kapitalgebern. Der Versuch von Herausgeber Jean-Marie Colombani, aus dem Renommierblatt einen eigentlichen Medienverlag zu machen und zahlreiche Titel wie Midi Libre, Télérama oder Vie Catholique zu kaufen, erwies sich als zu ehrgeizig. 2004 dürfte das schlimmste Verlustjahr der nach dem Krieg gegründeten Vordenkerzeitung geworden sein; Experten erwarten, dass die Schulden um 30 auf rund 120 Millionen Euro ansteigen.
Ende der redaktionellen Autonomie
Gern einkaufen würde sich bei Le Monde der Pariser Rüstungs-, Luftfahrt- und Medienkonzern Lagardère. Einzelne Redakteure sträuben sich zwar gegen den Einstieg des "Kanonenhändlers" Arnaud Lagardère. Doch ihr Wortführer, der angriffslustige ex-trotzkistische Chefredakteur Edwy Plenel, musste schon zu Jahresende den Hut nehmen. Unter seinem Nachfolger Gérard Courtois wurden bereits zwei Drittel der Ressortchefs ausgewechselt.