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Senator Norm Coleman: "Umfassendster Betrug in der Geschichte der Vereinten Nationen hat sich unter Annans Augen abgespielt."

AP Photo/Jane Mingay
Washington - Der Chef des US-Untersuchungsausschusses zum Skandal um das UNO-Programm "Öl für Lebensmittel" hat den Rücktritt von UNO-Generalsekretär Kofi Annan gefordert. Es sei für Annan "an der Zeit, zurückzutreten", schrieb der republikanische Senator Norm Coleman in einem Kommentar für das "Wall Street Journal" vom Mittwoch. Dieser Schritt sei notwendig, weil sich der "umfassendste Betrug in der Geschichte der Vereinten Nationen" unter Annans Augen abgespielt habe. Solange dieser auf seinem Posten bleibe, werde "die Welt niemals das volle Ausmaß der Bestechungsgelder, Provisionen und Zahlungen unter dem Tisch erfahren, die sich vor der Nase der UNO abspielten", schrieb Coleman.

Annan denkt nicht an Rücktritt

Annan denkt nach Aussage seines Sprechers nicht daran, sein Amt an der Spitze der Vereinten Nationen aufzugeben. Annan werde die verbleibenden zwei Jahre und einen Monat seiner Amtszeit nutzen, um mit aller Kraft die Reform der Vereinten Nationien voranzutreiben, sagte sein Sprecher Fred Eckhard am Mittwoch auf Fragen auf Journalisten in New York.

"Öl für Lebensmittel"

Im Rahmen des Programms "Öl für Lebensmittel" konnte der Irak unter Saddam Hussein von 1996 bis 2003 trotz der UNO-Sanktionen eine begrenzte Menge Erdöl aus- und im Gegenzug Lebensmittel und Medikamente einführen. Der inzwischen gestürzte Machthaber soll das komplizierte System jedoch benutzt haben, um Milliarden von Dollar abzuzweigen. In den Korruptionsskandal sollen auch zahlreiche ausländische Firmen und ranghohe UNO-Beamte verwickelt sein. Annan und der US-Kongress haben inzwischen getrennte Untersuchungsausschüsse zu der Affäre eingerichtet.

Vorwürfe gegen den Sohn

Im Zusammenhang mit dem Programm gibt es auch Vorwürfe gegen Annans Sohn Kojo. Kojo Annan hatte bis 1998 einen Beratervertrag mit der Schweizer Firma Cotecna, die im Rahmen von "Öl für Lebensmittel" die an den Irak gelieferten Waren überprüfte. Nach seinem Ausscheiden sollte er noch bis Ende 1999 rund 2.500 Dollar (1.880 Euro) monatlich dafür erhalten, dass er auf die Gründung einer Konkurrenzfirma in Afrika verzichtete. Entgegen der Übereinkunft wurde der ghanaische Geschäftsmann jedoch noch bis Februar 2004 weiterbezahlt.

Wusste der Vater von den Zahlungen?

In seinem Kommentar unterstellte Coleman, der UNO-Generalsekretär könnte entgegen eigener Angaben von den Zahlungen an seinen Sohn gewusst haben: "In jüngster Zeit gibt es zunehmende, wenn auch unbewiesene Annahmen, dass Kofi Annan selbst nicht nur die Rolle seines Sohnes in dem Skandal kannte, sondern, dass er auch alles andere als mitteilsam war über das, was er wusste und wann er es wusste", schrieb der US-Senator. (APA)