Wien - Die Hoffnungen des österreichischen Rekordmeisters SK Rapid auf ein kleines Fußball-Wunder im Rückspiel gegen Sporting Lissabon am Donnerstag (20:45 Uhr/live Premiere Austria) haben am Mittwoch einen herben Dämpfer erlitten. Wider Erwarten musste Goalgetter Marek Kincl auf Grund einer Oberschenkel-Blessur doch noch w.o. geben, wodurch die Hütteldorfer die Aufholjagd nach dem 0:2 aus der ersten Partie wohl mit nur einer Spitze starten.

Neue Taktik muss her

"Das ist für uns eine völlig neue Situation, wir haben schon fast damit gerechnet, dass er spielen wird", meinte Trainer Josef Hickersberger. Die geplante Taktik müsse nun modifiziert werden. "Es ist bitter, wenn uns in einem Heimspiel, in dem wir auch über die Flanken Druck erzeugen wollen, der beste Kopfballspieler fehlt", sagte "Hicke", der auf den 31-Jährigen wohl erst wieder nach der Länderspielpause Mitte Oktober zurückgreifen kann.

So wie in Lissabon dürfte Tomas Dosek damit allein an vorderster Front agieren, unterstützt von den offensiven Mittelfeldspielern Steffen Hofmann, Andi Ivanschitz und Sebastian Martinez. Axel Lawaree steht zwar wieder im Kader (Hickersberger: "In wieweit er für einen Kurzeinsatz zur Verfügung steht, müssen wir mit ihm noch besprechen"), ist aber von Beginn an kein Thema, für Roman Kienast fehlt die Spielberechtigung auf internationaler Ebene.

"Chancen nicht besser geworden"

Allen Personalproblemen zum Trotz spekuliert der Rapid-Coach dennoch mit einem Aufstieg in die UEFA-Cup-Gruppenphase. "Unsere Chancen sind durch den Kincl-Ausfall zwar nicht besser geworden, aber wir werden auch ohne ihn unsere Möglichkeiten vorfinden. Es wird von der Chancenauswertung abhängen", prophezeite der frühere ÖFB-Teamchef.

Der Optimismus der Grün-Weißen, die sich im Falle des Ausscheidens immerhin über ein Trostpflaster von rund 350.000 Euro aus Zuschauereinnahmen, TV-Rechten und Bandenwerbung freuen dürfen, gründet sich unter anderem auf die bisher nicht berauschenden Leistungen der Portugiesen in der laufenden Meisterschaft. "Hicke" konnte sich am Sonntag beim torlosen Auswärtsremis von Sporting gegen Rio Ave vor Ort davon überzeugen, dass beim 18-fachen Meister noch nicht alles rund läuft.

Sorgen um die Defensive

"In diesem Spiel haben sie einen verkrampften Eindruck hinterlassen und nervös gewirkt. Nach einer schlechten Anfangsphase waren sie aber die bessere Mannschaft und haben etliche Chancen herausgespielt", so Hickersberger, der vor der Konterstärke des Gegners und in diesem Zusammenhang vor allem vor Stürmer Douala warnte. "Wir sind im Stande, Tore zu schießen, das bereitet mir weniger Kopfzerbrechen. Sorgen macht mir eher, wie wir uns in Graz bei den Gegentoren angestellt haben. Das darf uns am Donnerstag nicht passieren", sprach der Coach die Fehler beim 2:2 gegen den GAK an.

Vor dem Aufeinandertreffen im seit Tagen ausverkauften Hanappi-Stadion wird noch einmal die ruhmreiche Rapid-Vergangenheit beschworen. 13 von 15 Kickern (nur Carsten Jancker und Trifon Iwanow fehlen) jener Mannschaft, die Sporting am 2. November 1995 nach einem 0:2 im Hinspiel noch mit 4:0 nach Verlängerung aus dem Cup der Cupsieger geworfen hat, werden rund 45 Minuten vor Anpfiff auf das Spielfeld marschieren, um der aktuellen grün-weißen Auswahl noch einmal Mut zu machen.

"...die Fans singen und wir treffen"

Im Lager von Sporting hält man dagegen nichts von nostalgischen Gefühlen. "Das ist für uns ein Spiel wie jedes andere. Wir wollen jede Partie gewinnen, so auch in Wien", kündigte Torhüter Ricardo an, dem die erwartete "Gänsehaut-Stimmung" im Hanappi-Stadion keine Furcht einflößt. "Unterstützung durch die Fans ist wichtig, aber nicht alles. Wenn die Fans singen und wir treffen, umso schöner", meinte der portugiesische Team-Goalie. Im Kader von Sporting scheint übrigens erstmals seit April wieder der brasilianische Ex-Barcelona-Spieler Rochemback auf, der nach einer schweren Knieverletzung lange außer Gefecht war.(APA)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Rückspiel in der ersten UEFA-Cup-Hauptrunde zwischen SK Rapid und Sporting Lissabon am Donnerstag:

  • SK Rapid - Sporting Lissabon (Hanappi-Stadion, 20:45 Uhr/live Premiere Austria, SR Laurent Duhamel/FRA). Hinspiel 0:2 - der Aufsteiger steht in der UEFA-Cup-Gruppenphase.

    Rapid: Macho - Korsos, Martin Hiden, Adamski, Katzer - Martinez, St. Kulovits, Hofmann, Hlinka, Ivanschitz - Dosek Ersatz: Payer - Garics, Feldhofer, Burgstaller, Sturm, Gartler, Lawaree Es fehlen: Kincl (Oberschenkelverletzung), Kienast (nicht spielberechtigt), Markus Hiden (rekonvaleszent)

    Sporting: Ricardo - Enakarhire, Beto, Paito - Rogerio, Tinga, Custodio, Pedro Barbosa, Hugo Viana - Douala, Liedson Ersatz: Tiago - Rui Jorge, Hugo, Mario Sergio, Miguel Garcia, Rochemback, Carlos Martins, Danny, Pinilla Es fehlen: Polga (gesperrt), Sa Pinto, Nelson (beide verletzt)