Die vom Telekom-Regulator nun grob fixierten Umsetzungsdetails für die mobile Rufnummernmitnahme, die von den Mobilfunkbetreibern bis spätestens Oktober 2004 – also noch vor dem heißumkämpften Weihnachtsgeschäft – eingeführt werden muss, wurde heute, Freitag, auf Anfrage von den großen Betreibern wie Mobilkom und T-Mobile naturgemäß kritisiert, von den kleinen Anbietern bwz. Marktneulingen hingegen begrüßt. Die großen Betreiber befürchten, durch die künftige Mitnahmemöglichkeit der Handynummer inklusive Vorwahl bei einem Betreiberwechsel vor allem im Geschäftskundensegment an Kunden zu verlieren. Die Wechselbereitschaft bei Privatkunden liegt derzeit im österreichischen Markt bereits bei geschätzten 15 bis 20 Prozent pro Jahr.

Mobilkom fürchtet Datenmissbrauch

Die Rufnummernmitnahme in der jetzigen Form öffne "den verschiedensten Arten von Missbrauch Tür und Tor", meinte der Regulierungsexperte der Mobilkom Austria, Alexander Zuser: "Wir sind von der Lösung enttäuscht". Eine Missbrauchsgefahr bestehe, weil der Kunde im Portierungsprozess mit dem alten Betreiber selbst keinen Kontakt mehr aufnehmen müsse. Die Mobilkom will sich aber dennoch "bemühen, die Rufnummernmitnahme zeitgerecht bis Mitte Oktober" einzuführen, wiewohl am Anfang technisch sicher "nicht alles rund laufen" werde. Mit einer starken Kundenabwanderung wird – zumindest laut offiziellen Angaben – nicht gerechnet. Es könne schon sein, dass "der eine oder andere Geschäftskunde" wechsle, man hoffe, dass diese aber später wieder zurückkommen würden, zumal die Mobilkom sehr gute Angebote für Geschäftskunden im Markt habe, so Zuser.

Entgelte zwischen aufnehmendem und abgebendem Betreiber

Für T-Mobile fehlt im Entwurf ein wesentliches Thema, nämlich die Kostenabgeltung zwischen den Betreibern. "Wir gehen davon aus, dass es bald Entgelte zwischen aufnehmendem und abgebendem Betreiber geben wird, zumal die 4 Euro vom Kunden die Kosten für die Portierung bei weitem nicht decken", sagte T-Mobile Austria-Sprecherin Manuela Bruck. T-Mobile werde jedenfalls "mit Hochdruck an der Umsetzung" arbeiten. Mit einer erhöhten Wechselbereitschaft durch die Rufnummernmitnahme rechnet auch T-Mobile nur im Geschäftskundenbereich.

"Kundenfreundlich"

"Sehr begrüßt" wurde die "kundenfreundliche" Lösung indes vom viertgrößten Betreiber tele.ring. Einziger Kritikpunkt sei die mit maximal 30 Minuten festgesetzte Zeit, in der der abgebende Betreiber dem neuen Betreiber die relevanten Kundendaten übermitteln muss: Dieser Zeitraum sei angesichts des bei allen Betreibern implementierten "vollautomatischen Aktivierungssystems" zu lange, meint tele.ring-Chef Michael Krammer. tele.ring werde die Rufnummernportabilität jedenfalls bis spätestens Mitte Oktober einführen. Dadurch werde die Wechselbereitschaft bei Privatkunden um ein bis zwei Prozent, bei Geschäftskunden von 9 auf 15 Prozent steigen, schätzt Krammer.

"Recht vernünftige Lösung"

Der Entwurf beinhalte eine "recht vernünftige Lösung", meinte der Regulierungsexperte von Hutchison ("3"), Bernhard Wiesinger. Allerdings sei eine rechtzeitige Einführung bis Mitte Oktober nicht gewährleistet, da sich die Betreiber noch auf technische Details einigen müssten und der Regulator dafür keine Frist gesetzt habe. Außerdem seien die Pönalen für eine verzögerte Umsetzung zu gering: "Das zahlen die großen Betreiber aus der Portokassa". Hutchison werde die Rufnummernmitnahme jedenfalls bis Mitte Oktober einführen. Bei den Geschäftskunden erwartet Wiesinger künftig "eine heftige Schlacht".

"Prinzipiell positiv"

One stehe der Rufnummernportierung prinzipiell positiv gegenüber, müsse aber erst die Details des Entwurfs prüfen, hieß es aus der One-Pressestelle. Ob eine zeitgerechte Einführung bis Mitte Oktober gelinge, sei noch offen. (APA)