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Im Moskauer Flughafen war Snowden für 40 Tage gestrandet

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Nach 12 Tagen in der Transitzone erschien Snowden erstmals in der Öffentlichkeit

 

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Snowdens russischer Anwalt Kuscharena zeigt Dokumente, die Snowdens Flüchtlingsstatus besiegeln. Snowdens Anwalt gilt als äußerst Kreml-nah

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Einer der seltenen Schnappschüsse von Snowden in Russland wurde vom russischen Staatsfernsehen ausgestrahlt

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Julian Assange (hier im Interview mit Hisbollah-Führer Nasrallah) hatte eine eigene Fernsehsendung auf Russia Today. Er soll Snowdens Moskau-Aufenthalt eingefädelt haben

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Edward Snowden hat für seinen Auftritt im russischen Staatsfernsehen viel Kritik einstecken müssen, auch von seinen Beratern und Unterstützern. Diese sprechen von einem "Fauxpas" und einem strategischen Missgeschick, zweifeln aber nicht an Snowdens Intention, den russischen Präsidenten Putin zu einer Aussage über Überwachung in Russland zu bewegen.

Neue Munition für Verschwörungstheoretiker

Im Gegensatz dazu steht das immer größer werdende Lager an sogenannten „Putin-Snowden-Truthers", die den Whistleblower als Marionette des russischen Geheimdiensts bezeichnen. Für sie ist der Auftritt bei Putins Fragestunde neue Munition. Business Insider hat zusammengefasst, worauf die Snowden-Putin-Verschwörungstheorie noch fußt.

Schnelle Reaktion Putins

Verdächtig scheint ihnen, dass Putins Büro bereits zwei Tage nach Snowdens "Outing" auf Medienanfragen antwortete, man würde einen Asylantrage Snowdens in Ruhe begutachten. Einen Tag später veröffentlichte die South China Morning Post erste NSA-Dokumente. Laut dem russischen Journalisten Andrei Soldatov sei dies eine "sehr dumme und nachlässige Entscheidung" Snowdens gewesen, da sie "den russischen Geheimdiensten vermittelt hat, dass Snowden kooperativ sei."

Putin: Kontakt schon in Hongkong

Putin bestätigte später, dass Snowden bereits in Hong Kong Kontakt mit den russischen Behörden aufgenommen hatte, so das Wall Street Journal. Als Vermittler soll Wikileaks-Chef Julian Assange gedient haben, der wiederum eine Fernsehsendung bei Putins Propagandasender Russia Today moderiert hatte.

US-Territorium: Flugroute unmöglich

Snowden wollte eigentlich nach Südamerika, hatte allerdings Angst, dass die Flugroute über US-Territorium verliefe. Laut Rolling Stone habe Assange dem Whistleblower außerdem prophezeit, dass dieser "am sichersten in Russland sei", da die südamerikanischen Behörden ihn nicht so gut vor US-Zugriffen schützen könnten.

Russischer Geheimdienst wartet

Bei seiner Landung in Moskau wurde Snowden bereits von Geheimdienstagenten erwartet. In seiner Zeit in der Transitzone des Moskauer Flughafens sei Snowden, so Business Insider, massiv von den russichen Sicherheitskräften bearbeitet worden. Der Whistleblower engagiert daraufhin einen russischen Anwalt, der sehr enge Verbindungen zum Geheimdienst FSB haben soll.

"Darf Russland nciht verlassen"

Dieser Anwalt, Kucharena, betonte bereits im November, dass Snowden "Russland nicht verlassen dürfe", da sonst der Asylbescheid ungültig sei. Soldatov, der russische Journalist, vermutet daher, dass Putin Snowden noch längere Zeit in Moskau "gefangen" halten könne. Auch der deutsche Grünpolitiker Hans Ströbele, der sich im vergangenen Herbst mit Snowden traf, sprach im Spiegel davon, dass Snowden "zwar frei sprechen kann, aber unter ständiger Bewachung" stünde.

Suche nach Geheimnissen

Insgesamt sei die Situation in einem größeren Kontext zu sehen, so Business Insider: China und Russland versuchen natürlich, geheime Dokumente über die Aktivitäten des US-Militärs und dessen Geheimdienste zu erlangen. Da nach wie vor unklar ist, welche Informationen in den Snowden-Dokumenten zu finden sind, sind diese prioritär für nicht mit den USA verbündete Dienste.

Viele Argumente sprechen gegen Putin-Theorie

Allerdings sprechen eine Vielzahl an Argumenten gegen eine solche Theorie: So schien es, als ob Putin anfangs kein Interesse an Snowden hatte: Er nannte ihn, so die FAZ, einen "komischen Kerl", der möglichst schnell aus Russland verschwinden solle. Mit Snowden sei es, so Putin, "wie wenn man ein Ferkel schert: viel Gequieke, wenig Wolle."

Snowden: Habe keinen Zugriff auf Daten

Weiters hatte Snowden selbst mehrfach versichert, die von der NSA entwendeten Daten nicht mehr bei sich zu tragen. In Moskau säße er nur, weil das US-Außenministerium seinen Pass eingezogen hätte und er Russland daher nicht verlassen könne, so Snowden. Ein weiteres, eindrückliches Argument: Wäre Snowden tatsächlich von Beginn an ein russischer Spion gewesen, hätte er andere Möglichkeiten gehabt, sensible Dokumente an die Russen zu übermitteln.

Kein Asyl für Snowden

Snowden hat außerdem oft darauf hingewiesen, dass er Russland gerne verlassen und in ein europäisches oder südamerikanisches Land einreisen würde. Viele Ländern, darunter Österreich oder Deutschland, reagierten jedoch bislang ablehnend auf derartige Vorschläge. Einstweilen muss der Whistleblower in Moskau bleiben. (fsc, derStandard.at, 25.4.2014)