Österreich ist ein kleines Land ohne nennenswerte Bodenschätze und sonstige ausbeutbare Ressourcen. Die Sicherung des Wohlstands kann daher nur durch die Innovationskraft seiner Bürgerinnen und Bürger geschehen, die auf Bildung und Wissen basiert. Nur deren Leistungen schaffen die Basis dafür, dass das Gesundheitssystem funktioniert, Pensionen gezahlt werden, soziale Sicherheit gegeben ist und vieles mehr. Das gilt nicht nur für heute, sondern noch viel mehr für die Zukunft.

Konsequenterweise muss Österreich in Bildung, Wissenschaft und Forschung investieren - und zwar im Zweifel mehr als Länder, die größer sind und Bodenschätze oder sonstige Ressourcen besitzen. Das ist nicht nur hinlänglich bekannt, sondern wird auch gebetsmühlenartig öffentlich formuliert. Viele internationale Studien und Rankings belegen Österreichs Defizite und Reformstau im Bildungswesen sowie die Unterfinanzierung im Wissenschafts- und Forschungsbereich (ein Beispiel dafür ist die jüngst publizierte Bertelsmann-Studie).

50.000 Unterzeichner für Petition

Auch in Österreich vergeht fast kein Tag (und das seit mittlerweile vielen Jahren), an dem es nicht Medienberichte, Interviews, Kommentare der anderen etc. zu den Problemen im Bildungs- und Wissenschaftsbereich gibt. Aktuelle Beispiele stammen von Helga Nowotny und Bernd Schilcher. Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist die Online-Petition Wissenschaft-ist-Zukunft.at, die von über 50.000 Menschen unterzeichnet wurde.

Der Tenor ist überall der gleiche: Wenn wir nicht in die Zukunft investieren, werden wir sie verspielen. Diese Botschaft kommt nicht nur aus den einschlägigen Communitys aus dem Bildungs- und Wissenschaftsbereich, sondern auch ganz massiv vonseiten der Wirtschaft. So weisen die Direktoren von IHS und Wifo, Christian Keuschnigg und Karl Aiginger, immer wieder auf die Notwendigkeit hin, in Bildung und Forschung zu investieren. Denn dort ist der Return on Investment am höchsten: Jeder Euro kommt um ein Mehrfaches zurück. Abgesehen davon ist vielfach belegt, dass gebildete Menschen gesünder sind, mehr verdienen und länger leben.

Wie sinnvoll in das Bildungssystem investiert werden sollte, das derzeit in Relation zum Ertrag zweifellos ziemlich teuer ist, dazu liegen viele begründete und empirisch abgesicherte Vorschläge vor (siehe die einschlägigen Rechnungshofberichte oder die Forderungen des Bildungsvolksbegehrens). Von zentraler Bedeutung wird es jedenfalls sein, die Umsetzung der gesetzlich beschlossenen Pädagoginnen- und Pädagogenbildung mit der erforderlichen Qualität zu ermöglichen. Denn wie wir nicht erst seit der "Hattie-Studie" wissen, kommt den Lehrenden die Schlüsselrolle zu.

Hinsichtlich des Wissenschaftsbereichs hat eine neue Ranglistung von 135 Universitäten aus der Schweiz, Italien, den Niederlanden, Finnland und Österreich, die auch Struktur- und Ausstattungsunterschiede berücksichtigt und nicht nur den Output, gezeigt, dass es kaum Unterschiede zwischen den Universitäten gibt (Michael Steiner, Presse, 16. April). Damit ist auch der Umkehrschluss plausibel, nämlich dass österreichische Universitäten bei entsprechenden Ressourcen und strukturellen Rahmenbedingungen problemlos mit Harvard, Oxford, MIT, Cambridge oder der ETH Zürich mithalten könnten.

So weit die Fakten

In den nächsten Tagen wird im Parlament das Budget beschlossen werden. Wenn alle bisherigen Informationen stimmen, werden für die beiden zentralen Zukunftsfelder Bildung und Wissenschaft/Forschung nicht nur keine zusätzlichen Geldmittel bereitgestellt, sondern dem Rasenmäherprinzip folgend gespart werden. Wenn wir nicht säen, werden wir jedoch auch keine Ernte einfahren können. Vielmehr werden wir sehenden Auges gegen die Wand fahren. Wann das sein wird, werden IHS und Wifo wohl abschätzen können. Wer weiß jedoch, was wir dann machen? (Christiane Spiel, DER STANDARD, 22.4.2014)