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Mit Leichtigkeit und Anmut will Patrick Chan Gold erlaufen.

Foto: EPA/Walton

Sotschi - Das russische Publikum wird gebannt seinem Liebling Jewgeni Pluschenko auf die Kufen schauen. Der Favorit im Eiskunstlauf ist aber ein anderer. Patrick Chan, Kanadier (23), dreifacher Weltmeister. Vor vier Jahren bei den Heimspielen in Vancouver wurde er Fünfter. Aber seine Zeit begann erst ein Jahr später. Chan zählt zu der Spezies der ausdrucksstarken Läufer. Er legt mehr Wert auf die künstlerischen Sequenzen. Das neue Wertungssystem kommt ihm da entgegen. Freilich beherrscht Chan auch alle Sprünge, die Mann in der Weltelite beherrschen muss. Vierfach-Toeloop und Dreifach-Axel sind selbstverständlich im Repertoire - aber diese Landungen.

Bei all seinen drei WM-Titeln patzte Chan mehr oder weniger. 2011 in Moskau noch am wenigsten. 2012 in Nizza wurde er ausgepfiffen, nachdem er den Doppel-Axel nicht stehen konnte. Ein Jahr später, vor kanadischem Heimpublikum in London, Ontario, stürzte er in der Kür gar zweimal. Ein enttäuschter Chan entschuldigte sich beim Publikum. Aber die Wertungsrichter sahen ihn abermals vorn. Einige Champions vergangener Jahre nicht. 

Läuferische Qualität 

"Für zweimal Fallen sollte man nicht so hohe Wertungen erhalten", hatte etwa Todd Eldredge, US-Weltmeister von 1996, gesagt. Chan erhält aber auch Beistand. "Patrick hat eine unglaubliche Qualität im Eislaufen, seine Kantenarbeit, seine Drehungen, seine Anmut und seine Leichtigkeit - das zählt auch viel. Deshalb kann er gewinnen, ohne perfekt zu laufen", sagt Jamie Salé, kanadische Paarlauf-Olympiasiegerin 2002. 

In Sotschi sollte Chan vielleicht doch ausnahmsweise an der Perfektion kratzen. Im Kurzprogramm des Teambewerbs wurde der Kanadier - abermals nicht fehlerfrei - nur Dritter hinter dem Japaner Yuzuru Hanyu und Pluschenko. Im Kurzprogramm der Einzelkonkurrenz am Donnerstag - auch der der Vorarlberger Viktor Pfeifer ist dabei - will er die Basis schaffen für den so ersehnten Olympiasieg. Es wäre - trotz Größen der Vergangenheit wie Brian Orser, Kurt Browning oder Elvis Stojko - der erste für Kanada in der Herrenkonkurrenz. Chan: "Ich kann es schaffen, ich bin fähig dazu, und ich habe Selbstvertrauen." (rie, Reuters, DER STANDARD, 12.02.2014)