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MI6-Chef Alastair Grant muss gemeinsam mit den Amtskollegen von MI5 und GCHQ im Parlament aussagen.

Foto: AP/Alastair Grant

Nicht nur die NSA steht im Abhörskandal in der Kritik, sondern auch das britische Pendant GCHQ. Schließlich hat der Geheimdienst beim weltweiten Datensammeln eng mit den amerikanischen Kollegen zusammengearbeitet. So wurde erst vor wenigen Tagen bekannt, dass der britische Geheimdienst einen Spähposten in der Berliner Botschaft betreiben soll. Reagierte man im Vereinigten Königreich auf die Enthüllungen bislang eher mit Achselzucken oder gar mit Attacken auf die Zeitung "Guardian", die die Dokumente des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden veröffentlichte, so wird nun langsam Kritik an den Abhörpraktiken laut. Die britischen Geheimdienstchefs können sich daher vermutlich auf unangenehme Fragen einstellen, wenn sie heute vor dem parlamentarischen Kontrollgremium im Unterhaus aussagen müssen.

"Vaterlandsverräter" oder ein "Geschenk für Terroristen" waren die Wortmeldungen von britischen Politikern und Kommentatoren, wenn es um die "Guardian"-Enthüllungen ging. Und Premier David Cameron droht der Zeitung in regelmäßigen Abständen mit "härteren Maßnahmen", sollte sie weitere Snowden-Dokumente veröffentlichen. Mittlerweile hat sich der Wind auf der britischen Insel aber etwas gedreht. Vizepremier Nick Clegg, die Opposition und sogar einzelne Tory-Abgeordnete fordern nun eine Reform der britischen Geheimdienste. Unter anderem soll die parlamentarische Kontrolle ausgeweitet werden. 

Ein Anfang wird heute gemacht. Seit 15 Uhr (MESZ) müssen die Leiter der drei großen britischen Geheimdienste - GCHQ, MI5 und MI6 - vor dem neunköpfigen parlamentarischen Kontrollgremium Auskunft über den Abhörskandal geben. Der Vorsitzende des Gremiums, Malcolm Rifkind, meinte im Vorfeld, dass man eine offene Debatte über die Grenzen der Spionage führen müsse. Daher wird die 90-minütige Anhörung live übertragen. Wenn auch mit einer Zeitversetzung von zwei Minuten, um gegebenenfalls unerwünschte geheimdienstliche Enthüllungen herauszuschneiden. (red, derStandard.at, 7.11.2013)