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"Guardian"-Chefredakteur Alan Rusbridger.

Foto: Reuters/ANDREW WINNING

London - Der Chefredakteur des britischen "Guardian", Alan Rusbridger, hat erneut schwere Vorwürfe gegen die Regierung von Premierminister David Cameron erhoben. Neue Einschüchterungsversuche der Regierung, mit dem Versuch, die Zeitung von der Veröffentlichung von Geheimdienstinformationen abzuhalten, bezeichnete er in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" als "billige Attacke".

Cameron hatte "härtere Maßnahmen" gegen den "Guardian" wegen dessen Veröffentlichungen von Informationen des "Whistleblowers" Edward Snowden angekündigt. Dies sei völlig sinnlos, weil selbstverständlich Kopien des Snowden-Materials außerhalb Großbritanniens existierten.

Rusbridger geht davon aus, selbst zum Ziel von Geheimdienstleuten geworden zu sein. Sein "Facebook"-Profil sei wie von unsichtbarer Hand geändert worden. Unter der Rubrik mit seinen Lieblingsfilmen sei plötzlich der Titel "Stirb langsam" aufgetaucht. Er verschicke keine E-Mails mehr mit wichtigen Inhalten und nehme sein Mobiltelefon nicht mehr zu wichtigen Gesprächen mit, sagte er dem "Spiegel".

Offener Brief

Verbände und Bürgerrechtsorganisationen aus 40 Staaten haben Cameron zur Achtung der Freiheitsrechte aufgerufen. "Wir glauben, dass die Antwort der (...) Regierung auf die Aufdeckung der Massenüberwachung der digitalen Kommunikation die grundlegenden Menschenrechte im Land erodiert", schrieben die Vertreter von 70 Organisationen in einem offenen Brief. Sie fordern ein Ende des Drucks auf die britische Tageszeitung. Die Regierung habe investigativen Journalismus verurteilt statt gefeiert, hieß es in dem im "Guardian" veröffentlichen Schreiben. Zu den Unterzeichnern gehören der deutsche Chaos Computer Club, die Freedom of the Press Foundation der USA, der Schriftstellerverband PEN International, die Internationale Vereinigung für Menschenrechte FIDH und die Journalistenvereinigung Reporter ohne Grenzen. (APA, 3./4.11.2013)