Es ist nicht lange her, da waren Gäste noch Fremde. Statt von Tourismus sprach man von Fremdenverkehr. Inzwischen ist das Geschäft mit den Urlaubern einer der wenigen Wirtschaftszweige, die trotz stotternder Konjunktur Zuwächse verzeichnen, auch und gerade in Österreich. Doch ein Plus bei den Ankünften und Zuwächse bei den Nächtigungen, wie dies die Statistik Austria für die erste Hälfte der Sommersaison festgestellt hat, heißt nicht automatisch mehr Umsatz. Und Umsatz ist schon gar nicht gleichbedeutend mit Gewinn.

Das Mehr an Gästen im heurigen Jahr ist denn auch alles andere als dazu angetan, sich entspannt zurückzulehnen. Dass Österreichs Tourismusmotor brummt, ist in hohem Maße der wirtschaftlichen und politischen Großwetterlage geschuldet. Deutsche Gäste, die neben den einheimischen Urlaubern das Hauptkontingent der Österreich-Sommerfrischler stellen, ziehen im Moment Nahdestinationen für unruhiger gehaltenen Fernzielen vor. Rückenwind erhalten die Touristiker zudem von der wochenlangen Schönwetterphase, die mehr Kurzentschlossene in ihrer Urlaubsentscheidung pro Österreich bestärkt.

Die Großwetterlage kann sich aber schnell wieder drehen. Und dann zählt, was die Gäste an Eindrücken und Emotionen mit dem Land verbinden, in dem sie waren. Gäste wollen gestreichelt werden. Der eine oder andere Streichelkurs würde österreichischen Quartiergebern ganz gut tun. (Günther Strobl, DER STANDARD, 24.8.2013)