Wenn die Draußensitzzeit kommt, zieht es die Wiener in die Parks. Weil einige der 20 Millionen Quadratmeter weniger hübsch sind, werden manche Grünanlagen heuer und in den nächsten Jahren umgestaltet. An Großbaustellen in den Stadtentwicklungsgebieten sind neue, meist großzügig angelegte Parks Teil des Gesamtkonzepts. derStandard.at hat sich den Status quo einiger Projekte angesehen - ihre Lage finden Sie auf der interaktiven Karte ganz am Ende der Ansichtssache.

Was früher Aspangbahnhof hieß, heißt heute Eurogate und ist Standort der größten Passivhaussiedlung Europas. Vor und zwischen den Häusern entstehen auf 25.000 Quadratmetern der Leon-Zelman- und der Ziakpark.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Vom Aspangbahnhof im dritten Wiener Gemeindebezirk aus wurden zwischen 1939 und 1942 zehntausende Menschen, die meisten von ihnen Juden, in die nationalsozialistischen Vernichtungslager gebracht. Leon Zelman, dem ein Teil des Parks gewidmet wurde, überlebte als Einziger seiner Familie das KZ Auschwitz. 1944 wurde der junge Pole ins KZ Ebensee deportiert und blieb nach Kriegsende trotzdem in Österreich. In Wien wurde er nach dem Studium der Zeitungswissenschaft zum hochdekorierten Gründer und Leiter des Jewish Welcome Service Vienna.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Karl Ziak, ein 1902 in Wien geborener Volksbildner und Dichter, ist Namenspatron der anderen Parkhälfte. Sein Vorname fand im offiziellen Parknamen keinen Platz mehr. Am gesamten Areal werden in Kooperation mit der Europäischen Union und nach den Plänen des Wiener Büros "Karl Grimm Landschaftsarchitekten" 120 Bäume gepflanzt sowie ein Springbrunnen und mehrere Spielflächen errichtet.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Ebenfalls in Gleisnähe liegt ein neuer Park in Favoriten. Im Sonnwendviertel rund um den neuen Hauptbahnhof gibt es noch Einiges nach verdienten Personen der jüngeren Zeitgeschichte zu benennen. Der 70.000 Quadratmeter große Park, der im Zentrum dieses neuen Grätzels im Entstehen ist, wurde Altbürgermeister Helmut Zilk zugedacht.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Noch liegen hier Müll, Gleisschotter und Erdhaufen in der Größe von Häuserzeilen. Bis zur offiziellen Eröffnung des Helmut-Zilk-Parks bleibt aber noch Zeit. 2017 soll die "längliche grüne Mitte" des Viertels eröffnet werden. Gestalten werden den Park die Zürcher Landschaftsarchitekten Hager AG, die sich unter 14 Einreichungen aus vier Ländern durchsetzten.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Eine noch größere Baustelle mit dem Label "Stadtentwicklungsgebiet" findet sich auf der anderen Seite der Donau. In der Seestadt Aspern gibt es einen See und eine U-Bahn-Station, aber sonst noch nicht viel. Von März bis November 2014 entstehen hier auf 66.000 Quadratmetern der Seepark und der Yella-Hertzka-Park, benannt nach der Musikverlegerin und Gründerin der Wiener Gartenbauschule für Frauen.

Foto: MyFriend/Wikimedia [cc;3.0;by-sa] (September 2012)

Rund 6,6 Millionen Euro stecken Gemeinde und EU in die ersten beiden von fünf Parks in Aspern. Der Seepark soll gemeinsam mit dem namensgebenden Wasser zum Zentrum des neuen Stadtviertels im Bezirk Donaustadt werden. Der halb so große Yella-Hertzka-Park ist als hügeliges Grün zwischen den Wohngebäuden geplant.

Foto: MyFriend/Wikimedia [cc;3.0;by-sa] (September 2012)

Weniger Handlungsspielraum haben die Landschaftsgestalter inmitten von Österreichs meistbefahrener Landesstraße. Der 20 Meter breite Streifen zwischen den Fahrspuren des Neubaugürtels dürfte Erholungssuchenden nicht die allererste Option sein. Der Umbau des namenlosen Parks zwischen Westbahnhof und Urban-Loritz-Platz erhielt immerhin den euphemistischen Projekttitel "Landschaft im Fluss".

Foto: derStandard.at/Matzenberger

1,2 Millionen Euro kostet die Neugestaltung, auch hier greift die EU der Stadt unter die Arme. Vor der Planung wurden die Bürger befragt, nach deren Willen und jenem der Experten entstehen ein Skateplatz, ein Trampolinparcours, ein Hängemattenturm und "attraktive" Sitzmöbel. Baubeginn war im März, im Oktober soll der Park fertiggestellt werden.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Nicht weit vom Gürtel wird ebenfalls umgebaut. Der Vorplatz der Altlerchenfelder Kirche führt an sechs Tagen der Woche ein tristes Dasein - nur freitags lenkt ein Biomarkt von Betonästhetik und kaputten Rasenflächen ab. Zwischen Mai und Herbst soll der 3.700 Quadratmeter kleine Park am Nordrand von Wien-Neubau verschönert werden.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

468.000 Euro sind veranschlagt, nach dem Wunsch der Anrainer wird die Einzäunung abgetragen, ein Wasserspiel und neue Sitzmöbel aufgestellt.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Gleich große Fläche, andere Kirche, ähnliches Problem. Weil der Maria-vom-Siege-Platz rund um die gleichnamige Kirche in Fünfhaus keinen Schönheitspreis gewinnt, werden 553.000 Euro investiert. Das Gotteshaus, im Volksmund als Es-gibt-einen-der-Dich-liebt-Kirche bekannt, ist seit Jahren eingezäunt und schaut auf das Grau herunter, aus dem derzeit nur in zwei schmalen Blumenbeeten frisch gepflanzte Stiefmütterchen leuchten.

Foto: derStandard.at/Matzenberger

Von Mai bis Ende 2013 wird dieses Teilstück des EU-geförderten "Zielgebiets Westgürtel" umgestaltet. Kunststoffplatten, Grünstreifen, neue Tische, Bänke und ein Spielplatz sollen den Park beschönigen. Und wenn die Arbeiter schon in der Nähe sind, dachte man sich beim Bezirk, geht die Nachbesserung von Haidmannspark und Dingelstedtpark gleich in einem Aufwaschen mit. Für dieses Projekt in einer der am dichtesten verbauten Gegenden der Stadt hat man ebenfalls einen schönen Namen gefunden: "Grünes Grätzel". (Michael Matzenberger, derStandard.at, 23.4.2013)


Links


Karte dieser und mehr neuer und umgestalteter Parks in Wien


Foto: derStandard.at/Matzenberger