Abuja/Rom/Athen - Die sieben in Nigeria entführten Ausländer sind aller Wahrscheinlichkeit nach tot. "Es handelt sich um einen grausamen terroristischen Akt, den das italienische Außenministerium aufs Schärfste verurteilt und für den es keine Erklärung gibt", heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Auch das griechische Außenministerium erklärte, dass alle verfügbaren Informationen darauf hindeuteten, dass der zusammen mit sechs anderen Ausländern entführte griechische Staatsbürger tot sei. Ähnlich äußerte sich der britische Außenminister William Hague.

Neben dem Griechen soll Medienberichten zufolge ein 69 Jahre alten Italiener, ein Brite sowie Libanesen und Syrer unter den Geiseln gewesen sein. Die Arbeiter waren am 16. Februar auf einer Baustelle im Bundesstaat Bauchi im unruhigen Norden Nigerias durch die Islamistengruppe Ansaru entführt worden. Sie waren für die libanesische Baufirma Setraco tätig. Die nigerianischen Behörden machten am Sonntag zunächst keine Angaben zu dem Fall.

Am Samstag hatte Ansaru mitgeteilt, die Geiseln getötet zu haben und begründete dies mit einem Befreiungsversuch durch Nigeria und Großbritannien, wie der Internetbeobachtungsdienst Site am Samstag erklärte. Das italienische Außenministerium erklärte, es habe gemeinsam mit den anderen betroffenen Staaten die Angaben überprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Behauptung von Ansaru glaubwürdig sei. Die Hinrichtung sei "ein abnormer Ausdruck von hasserfülltem und untolerierbarem Fanatismus".

Monti: Barbarischer Akt

"Ich habe mit tiefer Beunruhigung von dem brutalen Mord an dem Italiener und den anderen Geiseln erfahren, die im vergangenen Monat in Nigeria entführt wurden", sagte Italiens Regierungschef Mario Monti einer Mitteilung zufolge. Es handele sich um einen barbarischen und feigen Akt gegen wehrlose Zivilisten. Die italienische Regierung tue alles dafür, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Auch Staatschef Giorgio Napolitano sprach den Familien der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Hague verurteilte die Tat als "kaltblütigen Mord". Großbritannien werde mit Nigeria zusammenarbeiten, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Auch die Familie des griechischen Staatsbürgers sei bereits benachrichtigt worden, Außenminister Dimitris Avrampoulos habe mit der Mutter des Opfers gesprochen und ihr die Trauer und den Beistand des Staates zum Ausdruck gebracht, hieß es aus Athen. Der Grieche arbeitete den Angaben zufolge für eine libanesische Firma in Bauchi in Nordnigeria.

Militäraktion dementiert

Sowohl Athen als auch Rom dementierten Presseberichte, wonach es eine Befreiungsaktion bzw. einen militärischen Einsatz gegeben habe, um die Geiseln zu befreien. Die Nachrichtenagentur ANSA berichtete, die Entführer hätten am Samstag mitgeteilt, die Geiseln als Antwort auf die Befreiungsversuche von britischen und nigerianischen Spezialkräften umgebracht zu haben. Nach Angaben des griechischen Außenamtes hatten sich die Entführer nicht mit Forderungen an die Herkunftsländer ihrer Geiseln gewandt. Ein Einsatz zur Rettung der Geiseln sei nicht geplant gewesen

Ansaru gilt als Splittergruppe der islamistischen Sekte Boko Haram ("Westliche Erziehung ist Sünde"), die sich wiederholt zu Gewalttaten mit dutzenden Toten im Norden Nigerias bekannte. Die Gruppierung kämpft in dem überwiegend von Muslimen bewohnten Norden Nigerias gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaates. Seit Beginn der Niederschlagung eines Aufstands der Rebellengruppe im Jahr 2009 wurden etwa 3.000 Menschen getötet. Nigeria ist mit 160 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas und der größte Ölproduzent des Kontinents. (APA, 10.3.2013)