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Das Stadion des Hamburger Sportvereins auf einem Archivbild aus dem Juni 2006. Für Olympia müssten in der Hansestadt viele Sportstätten gebaut werden.

Foto: AP/Luca Bruno

Hamburg/Wien - Dass Wien schon weiter ist als Hamburg? Könnte man meinen - angesichts der Tatsache, dass die Wiener von Donnerstag bis Samstag (auch) darüber befinden, ob sich die Stadt um die Ausrichtung Olympischer Sommerspiele 2028 bemühen soll. So weit ist Hamburg noch nicht - doch vielleicht ist Hamburg auch viel weiter.

Bereits vor zehn Jahren war Olympia ein Thema in Hamburg, das in einer nationalen Ausscheidung an Leipzig scheiterte, ehe Leipzig im Kampf um die Spiele 2012 an London zerbrach. Im Gegensatz zum "Hüftschuss" von damals will Hamburg diesmal nichts dem Zufall überlassen. "Bevor wir uns für Olympische Spiele bewerben, sollten in den Hamburger Sporthallen keine Wasserhähne mehr tropfen", wird der Hamburger Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) in der "FAZ" zitiert. Also geht die mit 1,8 Millionen Einwohnern zweitgrößte deutsche Stadt nach Berlin (3,5) strategisch vor.

"Zukunftskommission Sport"

Vor zwei Jahren wurde in Hamburg die "Zukunftskommission Sport" gegründet. Vertreter diverser Sport- und Wirtschaftsinstitutionen dachten unter dem Vorsitz von Ex-Segel-Weltmeister Michael Beckereit darüber nach, wie sich Schul-, Breiten- und Hochleistungssport verzahnen lassen. Die Ideen und Vorschläge mündeten in die Dekadenstrategie "Hamburg macht Sport". Diese legt in zehn Zielen dar, wie Hamburg bis 2020 so fit sein soll, dass es sich, wie es heißt, "aussichtsreich" um jede internationale Meisterschaft bewerben kann.

Die Strategie ist unabhängig von der Zusammensetzung der Regierung, Neumann spricht von einer "Stringenz in der Sportpolitik". Sein Konzept wird von Thomas Bach, dem Chef des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) und Kandidaten für Jacques Rogges Nachfolge als IOC-Präsident, als "vorbildlich" gelobt. Bei einer künftigen deutschen Bewerbung soll kein Weg an Hamburg vorbeiführen.

Weniger neu gebaute Sportstätten

Auch in Hamburg müssten viele Sportstätten für Olympia gebaut werden, allerdings deutlich weniger als in Wien. Im Volkspark in Altona verfügt die Hansestadt bereits über ein modernes Sportzentrum. Sein Herz ist die Imtech-Arena des HSV (57.000 Zuseher). Das frühere Volksparkstadion war 1925, sechs Jahre vor dem Wiener Prater-Stadion, eröffnet worden. Die sogenannte "alte Betonschüssel" blieb bei Fußballfans eher unbeliebt, weil in dem großen Oval kaum Stimmung aufkam. Das änderte sich im Zuge eines De-facto-Neubaus ab 1998, dabei wurde das Stadion um 90 Grad gedreht - während sich Wien im Lauf der Jahrzehnte und selbst vor der EM 2008 stets mit Renovierungen begnügte.

Im Altonaer Volkspark befinden sich auch die 2002 eröffnete O2 World (16.000 Zuseher) sowie die 2008 eröffnete kleiner dimensionierte Volksbank Arena mit einer eigenen Ball- und einer Eishalle. Insgesamt verfügt Hamburg über mehr als 1600 Sportstätten, darunter 15 Leistungszentren und einen Regionalstützpunkt. Bekanntere Sportanlagen neben den schon erwähnten sind das Billtalstadion (30.000 Zuseherplätze), das Millerntorstadion (29.000) von St. Pauli, die Tennisanlage am Rothenbaum (Centre Court 13.200), die Sporthalle Hamburg (7000), die Alsterschwimmhalle (50-m-Becken), die Leichtathletik-Halle mit unter anderem zwei Stabhochsprung-Anlagen, das Wassersportzentrum Allermöhe und der Derby-Park (Reiten).

Mag also sein, dass sich Wien, den Volks-Sanktus vorausgesetzt, bald einmal an Hamburg orientieren könnte. Blöd nur, dass Hamburg sich ernsthaft um die Ausrichtung der Sommerspiele 2028 bemühen dürfte. Von den Bemühungen für den Sport insgesamt ganz zu schweigen. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 6.3.2013)