Linz/Moskau - Die Würstel mit nicht deklariertem Pferdefleisch, die in Russland entdeckt worden sind, sollen einem Bericht der Gratiszeitung "Heute" (Donnerstag-Ausgabe) zufolge von einem Linzer Hersteller stammen. Aus dem Büro des oö. Konsumentenschutz-Landesrates Rudi Anschober hieß es auf APA-Anfrage, man könne das weder dementieren noch bestätigen, weil noch keine Daten dazu vorliegen. Möglicherweise gebe es nach einer Krisensitzung am Donnerstagvormittag im Gesundheitsministerium nähere Informationen.

Wie der Chef der Agraraufsicht in Moskau, Sergej Dankwert, am Dienstag mitgeteilt hatte, wurden in Russland vor rund eineinhalb Wochen 20 Tonnen Würstel mit Pferdefleisch sowie Soja entdeckt, die aus Westeuropa, möglicherweise aus Österreich, gekommen seien.

Österreichische Behörden fordern Info ein

Die österreichischen Behörden versuchen nun, Klarheit über Fall zu bekommen. Den russischen Behörden wird ein Schreiben gesandt "mit der Aufforderung, Analyseergebnisse und ihre Informationen an das Gesundheitsministerium zu übermitteln", sagte Fabian Fußeis, Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger, am Donnerstag.

Das betroffene Linzer Unternehmen - laut Nachrichtenagentur AFP die Firma Landhof -  überprüft derzeit selbst die Muster der möglicherweise betroffenen Fleisch-Chargen. Bis zum frühen Nachmittag hofft man, Ergebnisse vorliegen zu haben. Landhof teilte am Donnerstag mit, das Unternehmen sei am Mittwoch informiert worden, dass vom russischen Zoll Proben zur Überprüfung der Würstel gezogen wurden. Über Ergebnisse wisse man aber noch nichts. Das Fleisch, um das es gehe, komme von sechs Schlachthöfen in Österreich und einem in Deutschland, alle seien langjährige Geschäftspartner, zu denen man eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut habe.

Falsch deklariert

Wie die Würstel deklariert gewesen sind, dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Manche Berichte sprechen von 100 Prozent Rind, andere von 80 Prozent Schwein und anderen nicht fleischlichen Komponenten. Ein russischer Behördensprecher sagte, er schätze es als besonders problematisch ein, dass es unklar sei, ob möglicherweise alte oder kranke Tiere verarbeitet wurden. Das Fleisch soll vernichtet oder an den Lieferanten zurückgeschickt werden.

Betrug auch in Tschechien und Schweden

Ebenfalls am Dienstag gemeldet wurden zehn Tonnen falsch deklariertes Fleisch in Tschechien, die aus England angeliefert worden waren.

Gleichzeitig hat auch die Möbelkette Ikea ihren Verkaufsstopp ausgeweitet: Nach den pferdelastigen Fleischbällchen "Köttbullar" wurden nun auch Würstchen eines schwedischen Lieferanten in fünf Ländern aus dem Sortiment genommen. Österreich ist nicht betroffen: Hier kommen die Hot Dogs und Frankfurter von einem heimischen Produzenten.

Fleisch anderer Tiere in 68 Prozent der untersuchten Produkte

Es muss aber auch nicht immer Pferd sein: Eine Studie der südafrikanischen Stellenbosch-Universität ergab, dass sich in 68 Prozent der untersuchten und als "Rindfleisch" gekennzeichneten Produkte zusätzlich das Fleisch anderer Tiere befand. Am häufigsten wurde den Würsteln und Hamburgern Hühner- und Schweinefleisch beigemischt, jedoch fanden sich auch exotischere Zutaten wie Esel, Ziegen und Wasserbüffel. (APA, frei, DER STANDARD, 28.2.2013)