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Innovation? "Fresh Thinking that creates value".

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So etwa um das Jahr 3500 vor Christus wurde es einem Bauern in Mesopotamien wohl zu viel. Die Ochsen mühten sich ab bei dem Versuch, schwere Lasten mit einem Schleifschlitten zu transportieren, der radlos, fest zusammengesteckt, die Kraft der Tiere nur unzureichend umsetzte. Was dann passierte, wie also aus einem Bedürfnis eine Idee, aus einer Idee ein Prototyp, aus dem Prototypen ein Massenerzeugnis wurde, können wir heute nur durch Zeichnungen und archäologische Funde rekonstruieren. Jedenfalls kam dabei eine der großen, weltverändernden Erfindungen heraus: Das Rad.

Ob dem Bauer, der eine runde Holzscheibe erstmals an einer Achse befestigte, bewusst war, was er auslöste? Ob er dafür die Anerkennung seiner Stammesbrüder bekam? Vielleicht amüsierten sie sich eher über ihn, warfen seinen Prototypen ins Feuer, bestanden auf der alten Version des Schlittens. Wenn es so war, dann erduldete er (wie natürlich auch alle anderen die zeitgleich an der Erfindung des Rades beteiligt waren) das typische Schicksals eines Innovators, Erfinders, Entrepreneurs.

Wer angestammte Routinen verändert und Visionen umsetzt, der stößt unweigerlich auf Widerstände. Innovation tut oft erstmal weh, weil sie uns zum Umdenken zwingt. Und sie funktioniert oft nicht auf Anhieb: Scheitern, so das Dogma der Entrepreneurschmieden im Silicon Valley, gehört zum Erfolg dazu und bedingt ihn. Von dieser "no fear of failure"-Haltung können wir in Österreich noch Einiges lernen. Wer bei uns scheitert, der wird allzu schnell als Verlierer gebrandmarkt statt für seinen Mut gelobt.

Nicht nur Tech und Gadgets

Was ist Innovation überhaupt? "Fresh Thinking that creates value", lautet eine der besten Definitionen dafür. Vor allem in der deutschprachigen Medienberichterstattung wird Innovation oft auf rein technische Innovation reduziert. Dabei geht es um viel mehr: Unsere Welt verändert sich. Wie werden wir in Zukunft arbeiten, essen, kommunizieren, lesen, sterben oder wieder gesund werden? Dieser Blog wird sich jede Woche einem Innovationsthema im Sinn der oben angesprochenen Definition widmen: Wie verändern sich unsere Lebenswelten; die sozialen, technischen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die unseren Alltag bestimmen. Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Privat- und Berufsleben? Wie erreichen Trends aus den USA und anderen Teilen der Welt Österreich?

derStandard.at selbst ist als eine "disruptive innovation" entstanden, vor genau 18 Jahren. 1994 wurde er sozusagen als Startup im Unternehmen ins Leben gerufen, im Keller des STANDARD-Gebäudes, mit einem einzigen Computer "der damals im Bestfall einen Arbeitsspeicher von 4 Megabyte" hatte und einem Budget von 10.000 Schilling. Am 2. Februar 1995 ging die Seite dann erstmals online.

Innovation, Kreativität, das Schaffen von Neuem und das Ausprobieren steckt also seit jeher in unserer DNA. Ein guter Grund, sich dem Thema auch verstärkt redaktionell zu widmen. (Anita Zielina, derStandard.at, 1.2.2013)