Wenn die Erinnerung nicht trügt, dann hat Vizekanzler Spindelegger bei der ORF-Diskussion zur Wehrpflicht-Volksbefragung den Bundeskanzler Faymann ununterbrochen geduzt. Faymann hingegen vermied es strikt, seinen Koalitionspartner und Berufsheer-Gegner ähnlich intim anzureden, bzw. dürfte ihm in der Hitze des Gefechts sogar einmal ein "Sie" über die Lippen gekommen sein.

Es ist so eine Sache mit dem Duzen unter Politikern. Gerade Leute, von denen der normale Medienkonsument vermutet, Sie hätten ein Tiefkühlfach-Verhältnis, sind irgendwann einmal per du geworden - über die Parteigrenzen hinweg. Es gibt ja so viele gesellschaftliche Anlässe, man trinkt das eine oder andere Glaserl, und schon gibt's die Brüderschaft. Bei den Spitzen einer Koalitionsregierung ist das sogar noch verständlich - irgendwie. Im internen Umgang kommt es halt irgendwann einmal dazu. Weil Österreich so gemütlich ist.

Aber man täusche sich nicht: Im Duzen steckt in bestimmten Situationen eine ziemliche Portion Aggressivität, gepaart mit Herablassung. Spindelegger zum Beispiel hat das "Du" gegenüber Faymann auch ein bisschen als Kampfmittel eingesetzt. Und Frank Stronach befleißigt sich überhaupt gegenüber jedermann und jederfrau des patriarchalischen "Gutsherren-Du". Der so Angeredete hat die Mütze vom Kopf zu reißen und einen tiefen "Diener" zu machen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 11.1.2013)