Auf drei Etagen leben 250 Asylwerber in zwei Containerdörfern in den Zürcher Stadtteilen Leutschenbach und Altstetten.

Foto: Hochbaudepartement Stadt Zürich

Jede Einheit besteht aus vier bis fünf Wohnräumen, einem Sanitär- und einem Küchen- bzw. Aufenthaltsraum.

Foto: Hochbaudepartement Stadt Zürich

Zwei Schlafplätze sind in jedem Wohncontainer untergebracht.

Foto: Hochbaudepartement Stadt Zürich

Seit sich die Länder im Oktober beim Asylgipfel in Wien zur Aufnahme einer größeren Zahl an Asylwerbern verpflichtet hatten, stand stets auch deren Unterbringung in Wohncontainern zur Debatte. Eine "optimale Lösung" seien diese zwar nicht, erklärte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), denn "es geht um Menschen, die Anspruch haben, menschenwürdig untergebracht zu werden." Als Provisorium wären die Container aber durchaus denkbar.

Einige NGOs kritisierten diese Aussicht, durch die Container würde eine inexistente Krisen- und Notsituation inszeniert: "Die Verlegung der AsylwerberInnen aus Traiskirchen in Container signalisiert, dass in Österreich kein Platz mehr für Flüchtlinge vorhanden sei und soll wohl Flüchtlinge abschrecken nach Österreich zu kommen", kritisierte Anny Knapp von Agenda Asyl. SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak nannte die Diskussion über ein solches Vorhaben "befremdlich" und die Containerlösungen "unmenschlich".

Weniger streng beurteilte die Initiative "Gegen Unrecht: Kinder gehören nicht ins Gefängnis!" die angedachte Quartiervariante: "Container, die zum Beispiel vorübergehend im Schul- oder Krankenhausbereich zum Einsatz kommen, können durchaus als Übergangslösung dienen."

Schweizer Erfahrungen

So breit die Debatte in Österreich bisher geführt wurde, so gering ist hierzulande die praktische Erfahrung mit diesem Modell. In der Schweiz wurde ein ähnliches Projekt bereits im Sommer 2010 initiiert.

Nachdem das zeitweise leer stehende Hotel "Atlantis" in Zürich geräumt werden musste, sollten die zuständigen Behörden rasch eine Alternative für 250 Asylsuchende finden. In nur zwei Monaten wurde ein Containerdorf im Stadtteil Leutschenbach aufgezogen. Als Referenzobjekt diente das "Basislager" - gebündelte Ateliers in Containern zwischen Autobahn und Abstellgleisen. Hier findet die Kreativwirtschaft Zürichs vergleichsweise günstigen Arbeitsraum.

Temporäre Wohnsiedlung Leutschenbach

Rund 110 Asylsuchende leben nun temporär in den daran angelehnten Wohncontainern in Leutschenbach. Aus dem Innenhof führen Laubengänge zu den oberen Etagen der dreigeschossigen Containersiedlung. Pro Wohneinheit werden vier bis fünf der roten und orangefarbenen Container, ein Sanitär- und ein Aufenthaltsraum mit Küche zusammengefasst.

In jeder der zwölf Einheiten sind acht bis zehn Menschen untergebracht, teils Familien, teils Einzelpersonen. Die Raummodule "fügen sich zu einem bunten Puzzle zusammen, das die engen Verhältnisse nicht trist erscheinen lässt, sondern heiter und einladend wirkt", befinden die Sozialdemokraten in Zürich, die allerdings mit Hochbau- und Sozialdepartement auch direkt den beiden für das Projekt zuständigen Abteilungen vorstehen.

Auch wenn es kulturelle Reibungspunkte und typische WG-Probleme gebe, seien die Leute "grundsätzlich zufrieden hier; sie schätzen, dass die Siedlung neu und sauber ist", erzählt die Sozialarbeiterin Annette Zuniga von der Asylorganisation Zürich (AOZ) bei einem Lokalaugenschein der "Aargauer Zeitung". "Kein Problem", sagt eine Bewohnerin nüchtern über das Leben in der Containersiedlung.

WG-Probleme auch in Altstetten

Der "Tages-Anzeiger" besuchte das zweite große Containerdorf im Großraum Zürich. In Altstetten sind bis zu 140 Asylwerber untergebracht. Auch sie kümmern sich selbst um das Kochen und den Haushalt und sind in einem der Arbeitsintegrationsprogramme der AOZ beschäftigt. 

Die Kritikpunkte der Asylwerber sind hier ähnlich wie in Leutschenbach: "Vergleichbar mit einer Wohngemeinschaft sind sowohl das Zusammenleben als auch die Probleme, die dieses mit sich bringt: Nicht selten beschwert sich ein Bewohner bei der AOZ, wenn die Nachtruhe nicht eingehalten wird, einer zu laut betet oder der andere seine Sachen herumliegen lässt." An den Eigenheiten der Container selbst gebe es aber nur wenig Kritik.

Laut AOZ-Direktor Thomas Kunz sei "kein tristes Barackenlager entstanden, sondern bei aller Einfachheit eine Siedlung, die auch eine gewisse Wohnlichkeit ausstrahle". Zwischen 2013 und 2015 sollen die Areale in Leutschenbach und Altstetten überbaut und aus dem temporären Containerdörfern fixe Asylquartiere werden. (mm, derStandard.at, 4.12.2012)