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Cyberbullying belastet Opfer noch mehr als Mobbing in den Schulen.

Foto: AP

Der Tod einer 15-jährigen Kanadierin hat weltweit für Betroffenheit gesorgt und die Debatte um Mobbing an Schulen und im Internet wieder stärker in den Fokus gerückt. Amanda Todd hatte sich nach anhaltenden Attacken ihrer Mitschüler das Leben genommen. In einem Youtube-Video startete sie zuvor einen Hilferuf. Der Suizid des Mädchens wird im Netz nun zum Symbol gegen Cybermobbing.

Hilferuf per Youtube-Video

In dem schwarz-weißen Video, das auf Youtube bereits über zwei Millionen Mal angesehen wurde, versuchte Amanda Todd auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Auf weißen Karteikarten erzählte sie davon, wie sie in einem Videochat von einem Mann angestiftet worden war, ein Oben-ohne-Foto von sich zu schicken, und danach von Mitschülern tyrannisiert und gedemütigt worden war.

Cybermobbing belastender

Der Anteil an Jugendlichen, die Opfer von Cybermobbing werden, liegt international je nach Definition bei fünf bis 20 Prozent, erklärte der britische Psychologe Peter Smith vergangene Woche anlässlich Cyberbullying-Tagung in Wien. Demnach ist das Mobbing im Internet für die Opfer noch belastender als in der Schule, da sie hier nicht weggehen könnten.

Gedenken an 15-Jährige

Vergangenen Freitag versammelten sich hunderte Menschen in Kanada an öffentlichen Plätzen, um Kerzen für Amanda Todd anzuzünden, an Schulen wurden Schweigeminuten abgehalten, berichtet die dpa. In sozialen Netzwerken drücken viele Nutzer ihre Betroffenheit aus. Anders als die 15-Jährige wählen viele Betroffene jedoch nicht den Weg, ihr Leid öffentlich zu machen. So bleiben viele Fälle unbemerkt, Suizide kommen immer wieder vor.

Ethikkommission gefordert

Der Vizepräsident des Europaparlaments, Alexander Alvaro, hat nun eine Ethikkommission für Internetunternehmen wie Google und Facebook gefordert. Gegenüber dem deutschen Magazin "Focus" sagte Alvaro, dass der Fall der 15-jährigen Kanadierin schockierend sei. Die Datenschutzverordnung, die Brüssel derzeit erarbeite, gehe nicht weit genug. "Die Internetbranche muss endlich handeln", meinte der deutsche Europapolitiker. Die Kommission aus Datenschützern, Psychologen und Netzaktivisten solle etwa kontrollieren, ob Google innerhalb von 24 Stunden Seiten mit Persönlichkeitsrechtsverletzungen aus dem Index löscht.

Anonymous schaltet sich ein

Auch die Internet-Aktivisten von Anonymous haben ihre Anteilnahme an dem Fall bekundet. In einem Video haben sie Name und Adresse eine mutmaßlichen Täters veröffentlicht. Der Beschuldigte habe jedoch abgestritten, Todd gemobbt zu haben. Mittlerweile wurden in dem Fall acht Jugendliche festgenommen. (br, derStandard.at, 22.10.2012)