Schon Großmutter wusste: Wie man sich bettet, so liegt man. Legt man sich zu Hunden, darf man sich nicht wundern, wenn man mit Flöhen erwacht. Dominic Heinzl lernte diese Lektion am Freitag stellvertretend für den ORF - und zwar auf eine pädagogisch umstrittene Art. Nach der Aufzeichnung der ORF-Talenteshow "Die große Chance" kam es zu einem Streit zwischen dem Macher der Sendung "Chili" und einem Juror der "Großen Chance", dem deutschen Rapper Sido.

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Der Wickel eskalierte. Auf seinem höchstmöglichen Niveau beleidigte der Rapper Heinzl und dessen Mutter, bevor er sein letztes bisschen Sprache verlor und den blondierten Society-Berichterstatter niederschlug. Ein Kampf der Giganten quasi. Nachzusehen war das für uns Gebührenverpflichtete am Samstag. Wo? Natürlich bei "Chili".

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"Der Verlust der Scham ist der Anfang des Schwachsinns", diagnostizierte Sigmund Freud, und das Fernsehen belegt das täglich. Ja, für die heilige Quote steckt man dort auch einmal Prügel ein, wie man sie sonst nur bei Gelagen in Zeltfesten oder in den Parlamenten junger Demokratien Osteuropas kassiert.

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Der ORF zeigte sich von so viel Aggro Berlin menschlich enttäuscht und gab die sofortige Trennung von Sido bekannt. Für "Die große Chance" ist das eine Katastrophe, schließlich war Sido als fieser Juror das Salz in deren dünner Suppe.

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Aber es ist auch eine Form von gerechter Strafe, wenn man als öffentlich-rechtliche Anstalt um viel Geld den Schund von Privatsendern kopiert, über deren Programm man sonst die Nase rümpft. Die Watsch'n, die Heinzl kassiert hat, gebührt in Wahrheit dem ORF für Shows wie diese. (Karl Fluch, DER STANDARD, 22.10.2012)

 

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