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Thomas Paul als Leutnant Niki und Michael Havlicek als Leutnant Montschi.

Foto: APA/BARBARA PÁLFFY / VOLKSOPER

Wien - Die Volksoper ist immer wieder für eine Überraschung gut - nicht nur, was die kleinen Geschenke betrifft, mit denen man dem Publikum zu Saisonbeginn das Leben versüßt.

Die heurige Erfrischung aus einer Wiener Konserven- und Konfitürenfabrik war wirklich originell. Dasselbe über die Eröffnungspremiere zu behaupten, fiele freilich schwer, hatte es doch beinahe den Anschein, als stamme die Neuproduktion von Oscar Straus' Operette Ein Walzertraum mit ihrem pittoresken Ambiente noch aus Zeiten der Monarchie (Bühnenbild und Kostüme: Christof Cremer).

In diesem Rahmen hat Hausherr Robert Meyer das Geschehen temporeich arrangiert, aber nur punktuell mehr gezeigt als gediegenes Handwerk. Doch selbst der Brachialhumor, den er als Schauspieler so zwerchfellbezwingend beherrscht, funktioniert in seiner Inszenierung nicht überall.

Dort, wo zwei der Lächerlichkeit preisgegebene Deutsche - das Stück lebt nun einmal vor allem vom Gegensatz zwischen Wien und "preußischer" Kühle - in groteske Angstgrimassen verfallen, sieht man eine flache Kopie des Komödianten Meyer, spürt die Absicht und ist nicht heiter, sondern verstimmt.

Es muss wohl so sein, dass sich Prinzessin Helene von Flausenthurn steif und stolz gebärdet, aber stimmlich wäre etwas mehr Wendigkeit als jene von Caroline Melzer geboten gewesen; ihr Gegenüber, Thomas Paul als soldatischer (Schla-)Wiener Niki, ging immerhin als komödiantischer Charakter mit ausbaufähigem Tenor durch.

Auch wenn das "süße Wiener Mädel" eine sozialpornografische Erfindung der Jahrhundertwende war - das klug konzipierte Programmheft informiert darüber -, konnte einzig Anita Götz als Damenkapellen-Chefin Franzi Steingruber darstellerisch wie gesanglich rundweg überzeugen - einschließlich tragischer Momente, die die Regie tränendrüsenträchtig und wirkungsvoll hervorhob.

Daneben gab es im Ensemble viel Solides - wie den Leutnant Montschi (Michael Havlicek), die Tschinellen-Fifi (Renée Schüttengruber), den deutschen Fürsten Joachim (Andreas Daum) und seinen Neffen Lothar (Markus Meyer) -, aber auch eher Unverständliches wie die Oberkammerfrau Friederike (Alexandra Kloose), mit deren derber Komik sich leider absolute Textundeutlichkeit vermählte.

Das Volksopernorchester unter der Leitung von Guido Mancusi konnte noch so schwung- und klangvoll aufspielen: Der Eindruck blieb, dass ein noch immer aufführungswertes Stück da mit einer Süße ausgestattet wurde, die in dieser Konzentration allenfalls auf das Frühstücksbrot gehört.    (Daniel Ender, DER STANDARD, 10.9.2012)