"Kronen Zeitung" vom Samstag, 28. Juli 2012.

foto: gianluca wallisch

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Das Original: Flüchtlingsfamilie in der Nähe von Aleppo, 26. Juli 2012.

foto: epa/SINAN GUL/ANADOLU AGENCY

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Der Hintergrund: Zerstörte Häuser in Homs, ein Foto, das laut Reuters am 25. Juli aufgenommen wurde.

Foto: Reuters

Fünf Mitteilungen von Lesern sind bei der am Wochenende bekannt gewordenen umstrittenen Bildbearbeitung der "Kronen Zeitung" beim Österreichischen Presserat eingegangen. Damit wird der Fall an einen der Senate des Selbstkontrollorgans weitergegeben, erklärt Presserats-Geschäftsführer Alexander Warzilek gegenüber derStandard.at. Mit einer Entscheidung, ob der Fall angenommen oder abgewiesen wird, ist nach der Sommerpause im September zu rechnen.

Dichand entschuldigt sich

"Krone"-Chefredakteur Christoph Dichand entschuldigt sich indes bei der Leserschaft. "Während wir die Copyrights beider Fotos korrekt angegeben haben, fehlte leider der Hinweis darauf, dass es sich eben um das journalistische Stilmittel einer Fotomontage handelt. Wir entschuldigen uns für dieses Versäumnis", schreibt  Dichand in der Dienstagsausgabe. Das Problem seien aber nicht "diese Bilder, die an das Grauen des Krieges, der in Syrien tobt, kaum herankommen, das Problem sind jene Bilder, die sich vor den Augen der Menschen dort täglich abspielen". Diese gelte es zu bekämpfen, so Dichand auf Seite zwei.

Bildmaniplulation zur "Mutter aller Schlachten"

Die "Krone" hatte am Samstag den Artikel "Assads Armee rollt mit Panzern zur 'Mutter aller Schlachten'" mit einem Foto bebildert, das ein Paar mit Baby vor einer zerstörten syrischen Häuserschlucht zeigt, wie STANDARD-Redakteur Gianluca Wallisch auf Facebook postete. Tatsächlich wurde das Foto vor weniger spektakulärem Hintergrund in der Nähe von Aleppo aufgenommen. Auch die Verortung des Bildhintergrundes dürfte fehlerhaft sein. Laut "Krone"-Bildtext soll das Foto, das nicht als Montage gekennzeichnet war, eine Ruinenlandschaft in Aleppo zeigen, die zerstörten Häuser befinden sich allerdings in Homs. Das Foto der Flüchtenden stammt ursprünglich von der European Pressphoto Agency. Der dramatisierende Hintergrund dürfte von der Bildagentur Reuters kommen.

Für den neuen Presserat wäre es der erste Fall von Bildmanipulation, sagt Warzilek. Er erwartet die Entscheidung des Senates deshalb mit Spannung.

Warzilek betont, dass jeder Fall von Bildmanipulation anders sei, "generelle Leitlinien gibt es nicht". Eher kein Problem sei, als fiktives Beispiel genannt, wenn die Innenministerin mit schiefem Polizeikapperl dargestellt werde und die Manipulation ersichtlich sei. 

Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) ruft zur besonnenen Berichterstattung über den Krieg in Syrien auf, "keinesfalls dürften Tatsachen und Fotos manipuliert werden".

Internationale Berichte

Im Web macht die "Krone"-Montage bereits die Runde. Der US-Technologie-Blog Gizmodo berichtete über den "Photoshop job" der "Krone", User der Diskussionsplattform Reddit tauschten sich über die Montage aus. Die "Kronen Zeitung" sei "quality reading material, like Fox news on paper", heißt es dort.

Bildmanipulationen machen immer wieder Schlagzeilen. Die Nachrichtenagentur Reuters verschärfte 2007 ihre Vorschriften, nachdem sie technisch veränderte Aufnahmen in die Datenbank aufgenommen hatte. Damals fügte ein Fotograf zum Beispiel Rauchschwaden über Beirut ein, das Bild sollte die libanesische Hauptstadt nach einem israelischen Luftangriff zeigen. 2010 gab es erneut Aufregung um zurechtgeschnittene Reuters-Bilder. (Sabine Bürger, derStandard.at, APA, 30.7.2012)