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Ein Reisbauer in der Präfektur Fukushima untersucht sein Feld. Die Sorge vor verstrahlter Nahrung ist in Japan nach wie vor groß, viele Menschen werden wohl nie nach Fukushima zurückziehen.

Foto: EPA/TOMOYUKI KAYA

Wien/Tokio - Der Unfall im AKW Fukushima wird voraussichtlich kaum messbare gesundheitsschädliche Auswirkungen für Menschen haben. Das ist das erste Ergebnis einer Untersuchung über die Folgen des Unglücks, an der eine Kommission der Uno, gerade arbeitet. Die Strahlenbelastung, der die allermeisten Betroffenen ausgesetzt waren, sei "moderat" gewesen, sagte Wolfgang Weiss, Vorsitzender des Komitees zur Erforschung von Strahlenwirkungen (UNSCEAR) bei der Präsentation am Mittwoch.

Daten von mehr als 1000 untersuchten Kindern aus der Präfektur Fukushima zeigen laut Weiß, dass sie Belastungen von höchstens 35 Millisievert ausgesetzt waren - eine Menge, die keine messbaren Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Das gleiche gelte für 27.000 untersuchte Erwachsene und auch den Großteil jener 20.115 Arbeiter, die bisher im AKW eingesetzt waren. Erst ab einer Belastung von mehr als 100 Millisievert ist in einer Bevölkerung ein Anstieg der normalen Krebsrate (in Japan liegt die Wahrscheinlichkeit im Leben an Krebs zu erkranken bei 40 Prozent) nachweisbar.

Keine Krankheit durch erhöhte Strahlendosis

Nur einige jene Männer, die unmittelbar nach dem Unfall im AKW waren, seien mit höheren Dosen in Kontakt gekommen. Zwei waren mehr als 600 Millisievert ausgesetzt, sechs erhielten eine Dosis von 250 Millisievert. Bisher sei jedoch keiner der Betroffenen von der Strahlung krank geworden. Jene sechs Arbeiter, die in Fukushima starben, kamen alle durch Unfälle und nicht durch Strahlung ums Leben.

Die Ergebnisse der UNSCEAR-Untersuchung sind vorläufig und basieren auf Daten der japanischen Regierung, anderer UN-Organisationen und Tepco. Die Untersuchungen der Kinder und Erwachsenen in der Präfektur Fukushima wurden von den japanischen Behörden durchgeführt. Insgesamt sollen zwei Millionen Menschen aus der Region untersucht werden. Die UNSCEAR will nun prüfen, wie die Daten erhoben und die Belastungen errechnet wurden. Endgültige Ergebnisse sollen 2013 präsentiert werden.

Die Leute wollen nicht mehr zurück

Um Fukushima dekontaminieren Arbeiter weiter die Städte, etwa, indem sie verseuchtes Laub entfernen oder den Boden bei Spielplätzen abgraben. Weiss glaubt jedoch nicht an eine rasche Rückkehr der Leute - nicht, weil es gefährlich wäre, sondern weil die Menschen übers ganze Land verteilt wurden, die Gegend durch den Tsunami zerstört wurde und die Grenzwerte falsch gesetzt worden seien.

Die Menschen seien davor gewarnt worden, mehr als einem Millisievert ausgesetzt zu werden, auch wenn deutlich mehr immer noch harmlos sei. Nun würden sie nicht mehr zurückwollen - trotz der Versicherung von Wissenschaftern, dass an vielen Orten kaum Gefahr bestehen werde. (Tobias Müller, DER STANDARD, 25.5.2012)