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Ab kommenden Freitag dürfen Sexarbeiterinnen im Wiener Prater ihre Dienste nur noch zwischen 22 und sechs Uhr anbieten.

Foto: APA/Helmut Fohringer

Wien – Ab kommendem Freitag darf Straßenprostitution im Wiener Prater nur zwischen 22 und sechs Uhr stattfinden – so beschloss es die Bezirksvertretung von Leopoldstadt am Dienstag. Das sei eine deutliche Verschlechterung für die Frauen gegenüber der bisherigen Situation, sagt Eva van Rahden von "Sophie", einem Beratungszentrum für Prostituierte.

Seit November ist der Straßenstrich im gesamten Wiener Wohngebiet verboten. Im Prater durften die Frauen vorher ab 21 Uhr stehen, mit dem neuen Gesetz rund um die Uhr, weil es sonst nur im schwer zugänglichen Auhof-Gebiet erlaubt ist.

Durch das Straßenstrichverbot haben Streetworker den Kontakt zu gewissen Gruppen verloren. Laut Polizei gab es zahlreiche Beschwerden von Anrainern. Hin und wieder habe es Anrufe wegen Prostituierter im Prater bei dem von Sophie angebotenen Bürgerservice gegeben, "allerdings sehr wenige", sagt van Rahden.

Der Druck auf den zweiten Bezirk ist sehr groß, meint neben Bezirksvorsteher Gerhard Kubik (SP) auch van Rahden. "Aber auf die Frauen ebenso, die sich dort drängen müssen."

Aufhebung der Sittenwidrigkeit wichtiger Schritt

Weitere Erlaubniszonen – wie sie ursprünglich im Gesetz vorgesehen waren – seien dringend notwendig. "Das Thema ist mit großen Ängsten verbunden, es ist schwierig, eine sachliche Diskussion zu führen." Ein elementarer Schritt dazu sei die Aufhebung der Sittenwidrigkeit.

Erst wenn Prostituierte Verträge abschließen dürfen, könnte Rechtssicherheit und Schutz vor Ausbeutung für die Frauen hergestellt werden. Es würde eine Kehrtwende im Denken bedeuten, meint van Rahden. "Es ist an der Zeit zu akzeptieren, dass Menschen mit dieser Arbeit ihr Geld verdienen."

In einer Stadt der Größe Wiens werde es immer einen Straßenstrich geben – und sei es im illegalen Bereich, sollte er gänzlich verboten werden. Das fordert die Wiener Wirtschaftskammer: Ein Verbot im Prater sei der erste nötige Schritt, der zweite in ganz Wien.

Mehr Streifen im Prater

Bis es so weit ist, will die Wiener Polizei die Streifen in Uniform und Zivil rund um den Prater verstärken. Bei Verstoß drohen den Prostituierten und auch den Freiern Geldstrafen von bis zu 500 Euro.

Zur Information über die Neuerungen sollen neben einer Ankündigung im Amtsblatt der Wiener Zeitung in der betroffenen Gegend Flugblätter in verschiedenen Sprachen verteilt werden. Für die Wintermonate gelten dann wieder andere Sperrzeiten, die Sexarbeiterinnen könnten sich allerdings "nach den Lichtverhältnissen richten", hieß es von der Wiener Polizei. (juh, DER STANDARD, red, derStandard.at, 23.5.2012)