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Basketball kann die Bildung eines Kalkdepots in der Schulter begünstigen, Ursache dafür ist die Überkopfsportart aber nicht.

Foto: Reuters/Steve Sisney

Unruhige, schlaflose Nächte, starke Schmerzen in der Schulter und eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Das alles sind Hinweise für eine Kalkschulter. Dabei verkalkt jedoch nicht die Schulter, wie der Name vermuten lässt. Stattdessen lagert sich Kalk in den Sehnen der Rotatorenmanschette der Schulter, die für die Bewegung zuständig sind, ab. In den meisten Fällen ist die Supraspinatus-Sehne betroffen. Die Verkalkung übt Druck auf den Schleimbeutel und andere Sehnen aus, die unter dem Schulterdach verlaufen. 

Wenn sich Kalk gebildet hat, kann sich die Verkalkung über einige Jahre hinziehen, ohne dass der Betroffene akute Schmerzen verspürt. Lagert sich jedoch zunehmend Kalziumphosphat in der Schulter an, kommt es zu Reizungen und Schmerzen bei Drehbewegungen des Arms über Schulter- oder Kopfhöhe, etwa beim Haare Föhnen oder beim Anziehen eines Pullovers. Charakteristisch für die Erkrankung ist der Wechsel zwischen beschwerdefreien und schmerzvollen Zeiten.

Schlecht durchblutet

Die genaue Ursache der Kalkschulter ist nicht bekannt, vermutet wird aber eine schlechte Durchblutung der Sehnen. Sie wird anatomisch auch dadurch begünstigt, dass der Oberarmkopf und das Schulterdach die Sehnen stark einengen.

Da diese Enge bei Frauen stärker ausgeprägt ist, als bei Männern, erklärt auch, warum Frauen zwischen 30 und 50 Jahren häufiger von der Kalkschulter betroffen sind als Männer. Außerdem besitzen Raucher ein höheres Risiko, Kalkablagerungen zu entwickeln. Nikotin verengt nämlich die Gefäße, wodurch die Sehnen schlechter durchblutet werden. 

Sportliche Aktivitäten hingegen sind nicht unmittelbar für die Erkrankung verantwortlich. "Wenn bereits eine Enge im Schulterdach besteht, können Überkopfsportarten wie Handball oder Basketball ein Kalkdepot zwar begünstigen, sie sind aber nicht Ursache für die Erkrankung", erklärt der Wiener Orthopäde Johannes Gründler.

Selbstheilung nach zwei, drei Jahren

Eine Kalkschulter bleibt unbehandelt relativ lange bestehen. Das liegt auch daran, dass kleine Kalkdepots von den Betroffenen gar nicht wahrgenommen werden, weil sie kaum Schmerzen bereiten. 

Wachsen die Kalkdepots jedoch, steigt auch der Druck auf das Schulterdach. Ist die Spannung schließlich zu groß, bricht die Sehne durch und das Kalkdepot entleert sich in den benachbarten Schleimbeutel. Der Kalk wird abtransportiert, die Sehnen verheilen. 

Diese Selbstheilung passiert meist nach zwei, drei Jahren. Unbehandelt ist die Kalkschulter jedoch nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern schränkt auch die Bewegungsfreiheit ein: "Die Entzündungen im Schleimbeutel können auch zu einer Schultersteife führen", betont Gründler. Diese entstehen durch Verklebungen des flüssigen Kalks im Schulterdach. Diese können wiederum durch Heilgymnastik und Physiotherapie verhindert werden.

Stoßwellentherapie statt Operation

Neben der Bewegungstherapie wird die Kalkschulter mit einer Stoßwellentherapie und begleitenden Infiltrationen behandelt. Bei der Stoßwellentherapie zerstören energiereiche Ultraschallwellen die Kalkablagerungen und regen die Durchblutung der Sehne an.

Die Kalkdepots werden regelrecht zertrümmert und über die Lymphe abtransportiert. "Das ist sehr schmerzhaft, die Patienten erhalten daher zusätzlich schmerz- und entzündungshemmende Infiltrationen", erklärt Gründler.

Die Therapie erfolgt einmal wöchentlich, üblicherweise dreimal hintereinander. Dann sind die meisten Patienten bereits beschwerdefrei - ein operativer Eingriff kann so in etwa zwei Dritteln der Fälle vermieden werden. 

Wenn eine Operation dennoch nötig ist, wird diese besonders schonend vorgenommen. Die Sehne wird dabei minimal invasiv aufgeschlitzt und der Kalk ausgespült. "Der Eingriff erfolgt in der Tagesklinik und ist so schnell erledigt", ergänzt Gründler abschließend. (Sophie Niedenzu, derStandard.at, 16.4.2012)