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Foto: Reuters/BOBBY YIP

Nach massiver Kritik an den Arbeitsbedingungen seiner Zulieferer in China geht Apple in die Offensive. Der US-Konzern einigte sich mit seinem Hauptauftragsfertiger Foxconn auf weitreichende Verbesserungen in den chinesischen Fabriken. Demnach wird Foxconn Zehntausende neue Arbeiter einstellen, illegalen Überstunden einen Riegel vorschieben, Sicherheitskontrollen verstärken und die Unterbringungen der Angestellten verbessern. Das kündigte der iPad- und iPhone-Hersteller im Anschluss an die erste offizielle Reise des neuen Firmenchefs Tim Cook in die Volksrepublik an. Die Organisation Fair Labor Association (FLA), die sich weltweit für Mindestbedingungen in Fabriken einsetzt, rechnet damit, dass durch die Vereinbarung neue Standards für westliche Firmen in China gesetzt werden.

Untersuchungen zugestimmt

Apple hatte einer Untersuchung der unabhängigen FLA in seinen chinesischen Fabriken zugestimmt. Foxconn wird zur Last gelegt, die Arbeiter unter sehr schlechten Bedingungen zu beschäftigen. Für negative Schlagzeilen sorgten in der Vergangenheit die Selbstmorde mehrerer Angestellter. Die FLA nahm in der Volksrepublik eine der größten jemals erfolgten Überprüfungen außerhalb der USA vor, an deren Ende nun die Einigung auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen stand. "Apple und Foxconn sind die Platzhirsche in diesem Sektor. Da sie sich zusammentun, um den Wandel einzuleiten, denke ich, dass sie die Messlatte für den Neustart des Sektors höher legen", sagte FLA-Präsident Auret van Heerden.

Hersteller auch für andere Konzerne

Foxconn, die Muttergesellschaft der in Hongkong gelisteten Foxconn International Holdings und der in Taiwan notierten Hon Hai Precision, fertigt die Hälfte der weltweiten Verbraucherelektronik. In China arbeiten für den Konzern etwa 1,2 Mio. Menschen. Foxconn produziert unter anderem auch für Dell, Hewlett-Packard, Amazon.com, Motorola Mobility, Nokia und Sony.

Macht der chinesischen Arbeiter

Experten sehen in der Vereinbarung zwischen dem weltweit wertvollsten börsennotierten Konzern und Foxconn eine Bestätigung für die zunehmende Macht der chinesischen Arbeiter. Sie seien nun in der Lage, höhere Gehälter zu verlangen. Allerdings scheint es auch eine zweite Seite der Medaille zu geben. Einige Firmen haben sich bereits von der Volksrepublik abgewandt und in anderen Ländern nach günstigeren Arbeitern gesucht. In China wird sich die Einigung für die Arbeitnehmer nach Einschätzung von FLA-Chef Heerden positiv auswirken: "Die Foxconn-Mitbewerber werden gezwungen sein, ihren Angestellten ein ähnliches Angebot zu machen, um genügend Mitarbeiter einstellen zu können." In der Branche gelten die Arbeitsbedingungen bei den Foxconn-Werken noch als überdurchschnittlich gut.

Auswirkung auf gesamte Branche

HP-Chefin Meg Whitman hatte im Februar in einem Reuters-Interview gesagt, eine Erhöhung der Arbeitskosten bei Foxconn würde sich auf die gesamte Branche auswirken. HP müsse dann genau schauen, wie viel der Kostensteigerungen an die Kunden weitergereicht würden. Experten rechnen allerdings kaum mit Folgen für die Verbraucher, da Personal-Ausgaben bei den meisten Technik-Produkten nur einen geringen Kostenfaktor darstellen.

Maximal 49 Stunden die Woche

Apple hat mit Foxconn vereinbart, dass Angestellte künftig inklusive Überstunden maximal 49 Stunden in der Woche arbeiten dürfen. Die Bezahlung soll sich nicht ändern. Bisher sollen nach FLA-Angaben 60 Stunden die Regel gewesen sein. Um die Nachfrage weiter bedienen zu können, werden Zehntausende neue Mitarbeiter eingestellt. Zugleich sollen die Unterbringungsmöglichkeiten verbessert werden. Viele der Arbeiter leben bisher unter unmenschlichen Bedingungen auf kleinstem Raum zusammen. Die FLA will künftig regelmäßig überprüfen, ob Apple den Auflagen nachkommt. Die Nachrichten setzten der Hon-Hai-Aktie zu. Sie gab am Freitag in einem stärkeren Marktumfeld 1,3 Prozent nach.

Apple ist nicht der erste US-Konzern, der auf Kritik an Arbeitsbedingungen reagiert. Nike musste in den 90er Jahren bereits umfassende Zugeständnisse machen. (APA, 30.03.2012)