"Wenn ich einmal gehe, dann hoffe ich, dass auch die Mitarbeiter sagen: Es war eine tolle Zeit mit ihm."

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Das neue Büro von Microsoft Österreich

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Sechs Wochen habe er hin und her überlegt, ob er das Angebot annehmen soll, sagt Georg Obermeier. Er sei ja nie ein Job-Hopper gewesen. Zehn Jahre war er im Top-Management-Team bei T-Systems Österreich, zuletzt als Geschäftsführer. Was den Ausschlag gegeben habe? "Es ist ein cooles Unternehmen, mit einer sehr breiten Produktpalette, das die IT in den vergangenen 25 Jahren wesentlich geprägt hat. Davon zeugen allein die 1,2 Milliarden Computer, die unter dem Betriebssystem Windows laufen - welche Firma ist schon so präsent?"

Auch der Geschäftsführer hat kein Einzelbüro

Gerade einmal 13 Tage sitzt der 51-Jährige beim Gespräch mit dem Standard als Nachfolger von Petra Jenner, die nun die Schweizer Niederlassung leitet, im Chefsessel bei Microsoft Österreich. Und doch wieder nicht. Denn seit dem im Oktober abgeschlossenen Vier-Millionen-Euro-Umbaus des Headquarters am Wienerberg in eine Bürolandschaft, bei der offenes Kommunizieren im Vordergrund steht, hat auch der Geschäftsführer kein Einzelbüro.

"Das ganze Haus ist mein Büro", sagt Obermeier, "und ich habe mich hier vom ersten Moment an wohlgefühlt." Der Chef werde für Mitarbeiter greifbarer und zugleich kriege auch er mehr vom Unternehmen mit, nennt er Vorzüge des Konzepts. Eine andere sichtbare Veränderung, die der neue Job mit sich bringt, hält er in den Händen. Statt mit einem Blackberry, lange Zeit der Inbegriff des viel beschäftigten Managers, nutzt er ein Nokia Lumia mit Windows Phone.

Zuwachsraten zwischen 18 und 26 Prozent

Auch wenn er nach knapp 14 Tagen noch viel dazulernen muss, wie er sagt, das Ziel für heuer ist klar definiert: "Das Unternehmen auf Wachstumskurs halten." Microsoft Österreich stehe auf gesunden Beinen, bei Services, im öffentlichen Bereich oder kleinen und mittleren Unternehmen läge die Zuwachsraten zwischen 18 und 26 Prozent. Die eingangs erwähnte breite Produktpalette von der Spielkonsole Xbox bis hin zur Enterprise-Software sei eine gute Wachstumsbasis. Die heimische Wirtschaft signalisiere Nachfrage, trotz Wirtschaftskrise erwarte er keine dramatischen Einbrüche. Hinzukomme, dass in wirtschaftlich unsicheren Zeiten gerade in IKT-Maßnahmen investiert werde, um Spareffekte zu erzielen.

Wachsen werde Microsoft heuer daher auch bei den Mitarbeiterzahlen, die aktuell bei 340 lägen. Zur Zeit seien gut ein Dutzend Positionen auf der Homepage ausgeschrieben.

"2012 wird das Jahr von Windows Phone sein"

"2012 wird das Jahr von Windows Phone sein", nennt Obermeier einen weiteren Hoffnungsgrund Umsatzträger für Microsoft und zitiert eine Gartner-Analyse, derzufolge das Smartphone-Betriebssystem bis 2015 marktanteilsmäßig auf auf Platz zwei liegen werden - hinter Googles Android und vor Apples iOS.

Dass der Softwarekonzern derzeit nicht nur bei Smartphones, sondern auch im boomenden Tablet-Markt unter ferner liefen zu finden sei, bringt den neuen Österreich-Chef nicht aus seiner charmanten Ruhe: "Mit Windows 7 und Windows 8 hat Microsoft Produkte im Köcher, die diesen Rückstand aufholen können, weil darauf alles ein Stückchen schneller, ein Stückchen besser läuft." Die Beta-Version von Windows 8 habe er sich schon demonstrieren lassen. Er freue sich schon sehr, wenn er auf einem Samsung Slate Tablet mit Dockingstation bald selbst ausprobieren könne.

Post-PC-Ära

Auch für die Frage nach der von Apple-Gründer Steve Jobs bei seiner letzten Keynote angekündigten Post-PC-Ära, in der mobile Geräte den PC verdrängen, hat Obermeier sich gewappnet - wenn er sich dabei auch zugegebenermaßen Anleihen holt von Steven Sinofsky, dem Präsident der Microsoft Windows Division. "Der PC wird ergänzt um viele andere Geräte wie Notebooks oder Tablets, je nach Bedürfnis. Das Betriebssystem wird sich wie bei Windows 8 dem jeweiligen Formfaktor anpassen."

"Aber vieles wird doch im anonymisierten Internet einfach querbeet negativisiert. Das soll lesen, wem es gefällt."

Dass über Microsoft mitunter harsche Kritik ausgeschüttet wird, besonders in Internetforen, ist ihm in der Kürze seiner Geschäftsführerzeit auch schon zu Ohren gekommen. "Wenn es berechtigte Kritik ist, setze ich mich gern damit auseinander", meint er. "Aber vieles wird doch im anonymisierten Internet einfach querbeet negativisiert. Das soll lesen, wem es gefällt." Doch jetzt krempelt er erst einmal die Ärmel hoch, um in seine neue Aufgabe hineinzuwachsen. Sein persönliches Ziel lautet: "Wenn ich einmal gehe, dann hoffe ich, dass auch die Mitarbeiter sagen: Es war eine tolle Zeit mit ihm." (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 14. März 2012)