ÖVP-Landesrat Switak weiß nicht mehr, wie viele Jagdtrophäen in seinem Keller liegen. Von der Telekom und Skilift-Kaiser Schultz bekam er sie jedenfalls geschenkt.

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Gastgeber Alfons Mensdorff-Pouilly: Im Südburgenland jagte Switak mindestens zweimal auf fremde Kosten.

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Wien - Wenn Finanzlandesrat Christian Switak Schlagzeilen machte, dann in der Regel nicht zur Freude seiner Partei, der Tiroler ÖVP. Nach seiner Penthouse-Affäre im November rückten den Landesrat jetzt Jagdausflüge, zu denen er sich auch von der Telekom Austria einladen ließ, ins Zwielicht. Am Freitag zog Switak die Konsequenzen und trat zurück.

derStandard.at gibt einen Überblick über bekanntgewordene Einladungen und Annehmlichkeiten, denen Christian Switak nicht widerstehen wollte:

  • Diese Woche tauchte Switaks Name im Zusammenhang mit der Telekom-Affäre auf. 2007 ließ sich Switak, damals Kabinettschef von Innenminister Günther Platter (ÖVP), zum Jagen ins Burgenland einladen. Das beweist ein von "News" veröffentlichtes E-Mail. Die Jagdgesellschaft kam am 9. November 2007 in Bildein zusammen. Die dortige Jagd gehört dem Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly, der im Südburgenland residiert. Die Einladung an Switak schickte Gernot Schieszler, damaliger Finanzvorstand der Telekom Austria.
  • Im November 2010 war Switak abermals bei Mensdorff-Pouilly im Burgenland. Mit dabei war unter anderen der Tiroler Nationalratsabgeordnete Franz Hörl (ÖVP). Dieser bestätigte der "Tiroler Tageszeitung": "Ja, ich war dreimal dort." Bezahlt habe die Jagdausflüge immer ein Zillertaler Hotelier.
  • Noch an einer dritten Gratis-Jagd nahm Switak teil. "Dem Christian haben wir die Einser-Gams zum 40er geschenkt", erzählte der ÖVP-Bürgermeister von Stans, Michael Huber, der "Tiroler Tageszeitung". Der heute 41-jährige Switak verteidigte sich zunächst, er wisse nicht mehr, was er geschossen habe und wie viel der Abschuss wert gewesen sei. Die Trophäen lägen im Keller. Laut Landesrechnungshof Tirol kostet der Abschuss eines Gamsbocks bis zu 2.050 Euro. Brisant: Der Jagdgrund, auf dem Switak seinen Abschuss geschenkt bekam, gehört dem Zillertaler Skilift-Unternehmer Heinz Schultz. Dieser gibt der Gemeinde laut Bürgermeister Huber einen Abschuss pro Jahr frei. 2010 schenkte die Gemeinde diesen Abschuss an Switak weiter.
  • Schon im November 2011 geriet Switak in Erklärungsnot: Da wurde publik, dass er eine zweistöckige Dachgeschoßwohnung in der Innsbrucker Innenstadt monatelang zum Vorzugspreis von 800 Euro Miete plus 240 Euro Betriebskosten gemietet hatte. Vermieter: Heinz Schultz, Skilift-Unternehmer und größter privater Seilbahnbetreiber Österreichs. Mieter: Christian Switak, als Finanzlandesrat in Tirol auch zuständig für die Seilbahngrundsätze, also die Neuerschließung von Skigebieten.
  • In Erinnerung ist noch Switaks Reaktion: Nachdem er zunächst nichts Anstößiges am Mietverhältnis hatte finden wollen, versprach er nach öffentlichem Druck doch, sich eine neue Bleibe zu suchen. In seiner Verteidigungsrede im Landtag rechtfertigte sich Switak, er habe in seiner Zeit als Landesrat keine Entscheidungen gefällt, die Schultz' Unternehmensgruppe betrafen. In derselben Rede zählte Switak dem Landtag aber minutiös auf, welche Entscheidungen unter der früheren ÖVP-Landesrätin Anna Hosp, die bis 2008 verantwortlich für überörtliche Raumplanung war, zu Schultz' Gunsten getroffen worden waren (Entscheidungen bezüglich Sporthotel Sillian, Wedelhütte und Kristallhütte im Skigebiet Hochzillertal etc.). Womit Switak, der seit 2008 zuständig für Tirols Raumordnung ist, indirekt bestätigte, dass Schultz-relevante Entscheidungen eben in sein Ressort fallen.
  • Seinen Hauptwohnsitz hatte Switak zudem mehr als ein Jahr lang nicht korrekt angegeben. Offiziell hatte er nicht im Penthouse des Skilift-Unternehmers Schultz, sondern bei seiner Mutter gewohnt. Er habe nicht gewusst, dass man sich innerhalb Innsbrucks ummelden müsse, gab der Landesrat zu Protokoll. Am Tag nach dem Bekanntwerden des falschen Wohnsitzes meldete er sich dann um.
  • Anfang Dezember verkündete Switak schließlich, nicht nur das Penthouse zu verlassen, sondern auch 11.000 Euro an Licht ins Dunkel und die Aidshilfe Tirol zu spenden. Nachsatz: "Das ist sicher kein Schuldeingeständnis."

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, mit dem Switak seit gemeinsamen Tagen im Verteidigungs- und Innenministerium eine politische Freundschaft verbindet, schwieg zu all diesen Vorwürfen. Vom Geschäftsführer der Tiroler ÖVP, Martin Malaun, hieß es diese Woche, die Diskussion schade zwar der Partei. Aber: "Die Frage ist, ob Korruption vorliegt oder nicht. Das wird derzeit geklärt." Werde nichts nachgewiesen, bestehe kein Handlungsbedarf für die ÖVP, sagte Malaun. Dies dürfte sich nun geändert haben. (Lukas Kapeller, derStandard.at, 24.2.2012)