Bild nicht mehr verfügbar.

Die Verbreiterung der Impfungen gegen Pneumokokken bei Babys bzw. Kleinkindern und die Einführung der neuen Impfung gegen Meningokokken sollten wesentliche gesundheitliche Vorteile bieten.

Foto: APA/Matthias Rietschel

Wien - Deutliche Verbesserung beim Schutz von Babys und Kindern gegen potenziell lebensbedrohliche bakterielle Infektionen: Im Rahmen des kostenlosen österreichischen Kinder-Impfprogramm sollen mit dem Jahr 2012 möglichst alle Babys gegen Pneumokokken immunisiert werden. Das war bisher nur bei zehn Prozent der Fall ("Risikobabys"). Hinzu kommt für Kinder der sechsten bzw. siebenten Schulstufe (zwölftes Lebensjahr) die Impfung gegen Meningokokken. Details dazu wurden Mittwochabend bei einem Hintergrundgespräch des Gesundheitsministeriums bekanntgegeben.

"Ich habe das Kinder-Impfprogramm der neuen Zeit angepasst. Die Geldmittel (des Bundes, Anm.) wurden um 50 Prozent erhöht. (...) Mit den kostenlosen Impfungen wird es möglich und es ist auch besonders wichtig, dass alle Kleinkinder gegen Pneumokokken und die Schulkinder gegen Meningokokken geschützt werden", sagte Gesundheitsminister Alois Stöger (S). Damit folge man den Empfehlungen des neuen nationalen Impfgremiums.

Die Aufwendungen für das Kinder-Impfprogramm in Österreich sind beträchtlich. Zwei Drittel zahlt der Bund, je ein Drittel die Bundesländer (plus Logistikkosten) und die Krankenkassen. Die Gesamtkosten werden sich 2012 auf rund 21 Millionen Euro belaufen. Stöger: "Wir werden vom Bund 14 Millionen Euro zur Verfügung stellen. (...) Würden sie die Impfungen des Programms privat kaufen, würde das die Eltern in den ersten beiden Jahren (Lebensjahre eines Kindes, Anm.) 899 Euro kosten." Vergangenes Jahr betrugen die Aufwendungen des Bundes noch rund neun Millionen Euro.

Schwere Erkrankungsverläufe verhindern

Die Verbreiterung der Impfungen gegen Pneumokokken bei Babys bzw. Kleinkindern und die Einführung der neuen Impfung gegen Meningokokken sollten wesentliche gesundheitliche Vorteile bieten, schwere und akut lebensbedrohliche Erkrankungsverläufe verhindern. Pamela Rendi-Wagner, Leiterin der Sektion für Öffentliche Gesundheit im Ministerium: "Bei den Pneumokokken-Erkrankungen haben wir im Jahr 2010 300 invasive Erkrankungen gemeldet bekommen (speziell Fälle von Sepsis und Gehirnhautentzündungen, Anm.). Von diesen Erkrankungen sind 16 tödlich verlaufen, das sind fünf Prozent. Bei den Meningokokken-Erkrankungen wurden 80 invasive Fälle gemeldet, davon zehn Todesfälle (zwölf Prozent, Anm.)."

Während es hoch wirksame und sehr gut verträgliche, sogenannte konjugierte Pneumokokken-Vakzine für Kinder seit Jahren gibt - einer davon wurde seit 2004 im Rahmen der kostenlosen Impfungen für "Risikobabys" eingesetzt -, existiert erst seit kurzem ein Meningokokken-Konjugat-Impfstoff, der in der Verhütung von Erkrankungen durch die Erregerstämme A, C, W135 und Y hoch wirksam ist. Weil der Altersgipfel der Fälle der potenziell lebensgefährlichen Infektion bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren liegt, sollen in Österreich die etwa zwölfjährigen Schulkinder immunisiert werden.

Hohe Durchimpfung, weniger Keimträger

Sowohl für die Pneumokokken als auch für die Meningokokken gilt, so die Vorsitzende des nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt (MedUni Wien): Bei einer hohen Durchimpfungsrate sind sogar eventuell (noch) nicht immunisierte geschützt, weil es weniger Keimträger gibt. Weiterhin Aufmerksamkeit ist in Österreich bei den Masern angebracht: 2010 wurden 52 Fälle gemeldet, 2011 hingegen 121. Das ist deutlich mehr als die langjährige Bandbreite von 18 bis 50 Erkrankungen.

Schon in nächster Zukunft soll es eine wesentliche Verbesserung des Informationssystems geben. Labors, welche meldepflichtige Infektionserkrankungen abklären, werden die Daten elektronisch an die Gesundheitsbehörden weiterleiten. Auf freiwilliger Basis soll das dann in weiterer Zukunft auch aus den Spitälern bzw. von den niedergelassenen Ärzten über dieses System erfolgen. Das würde die Reaktionszeiten für Gegenmaßnahmen stark senken. (APA)