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Etta James im Jahr 2008.

Foto: AP/Matt Sayles

Los Angeles - Jamesetta Hawkins alias Etta James wurde 1938 in Los Angeles als Tochter eines 14-jährigen afroamerikanischen Mädchens und eines weißen Vaters geboren. Sie startete ihre Karriere zu Zeiten, da sich der Rock'n'Roll noch im raueren Rhythm'n'Blues manifestierte, bereits im Teenageralter. Mit 21 Jahren war sie sechs Jahre lang auf zehrender Dauertournee durch die USA gewesen und von dem, vor einigen Tagen im Alter von 90 Jahren ebenfalls verstorbenen Bandleader Johnny Otis entdeckt worden. Etta James unterschrieb einen Vertrag bei Chess Records in Chicago.

Ab 1960, mit dem Song All I Could Do Was Cry vollzog sich ein Wandel weg von Partymusik hin zu tiefgründigeren Frühformen von Soul, mit dem Etta James zum Star aufsteigen sollte.

Ältere, teilweise noch aus der Swing-Ära datierende Songs wie ihr wohl bekanntestes Lied At Last oder Fool That I Am und Something's Got A Hold On Me kombinierte die stimmliche Urgewalt Etta James mit für einen Massenmarkt verträglichen Streichorchester-Arrangements. Die Wurzeln ihrer Kunst im Blues und Gospel blieben davon unberührt.

Mitte der 1960er-Jahre folgte ein durch harte Drogen bedingter Karriereeinbruch. Von diesem erholte sie sich zumindest künstlerisch durch ihre Hinwendung zum damals populären Southern Soul, wie er in den Muscle-Shoals-Studios in Alabama produziert wurde. James interpretierte Songs von damaligen Größen wie Otis Redding, Sam & Dave, Percy Sledge. Sie orientierte sich aber auch an auf Tempo und Energie statt verzweifelter Verschlurftheit setzenden jungen Stars wie Aretha Franklin oder Wilson Pickett. Ihr wesentlicher Hit aus der damaligen Zeit: I'd Rather Go Blind.

Das Problem mit den Drogen blieb. Zeitweise musste Etta James unter Bewachung tageweise aus Entzugskliniken geholt werden, damit sie ihre Alben produzieren konnte.

Während der Disco-Ära folgte ein erneuter Karriereeinbruch. Etta James in ihren Memoiren Rage To Survive: "Disco regierte. Und ich war definitiv nicht bereit dafür, so zu tun, als wäre ich Donna Summer."

Die auf nun souverän zwischen diversen Spielarten afroamerikanischer Musikstile changierende Sängerin besiegte schließlich ihre Dämonen. 1978 und 1980 bestritt sie für die Rolling Stones das Vorprogramm für deren US-Tourneen. 1984 sang sie bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Los Angeles. Bis zum Vorjahr erschienen von ihr großartige Alben, etwa 2002 Burnin' Down The House oder 2011 The Dreamer.

Nun ist Etta James an Leukämie gestorben. Am kommenden Mittwoch wäre sie 74 Jahre alt geworden.

Für jüngere Bewunderinnen wie etwa den blassen R'n'B-Superstar Beyoncé, der 2009 auf der Inaugurationsfeier von US-Präsident Barack Obama ihren größten Hit At Last singen wollte, fand die Streitbare bis zuletzt klare Worte: "Sagt ihr, wenn sie das tut, trete ich ihr in den Arsch." (Christian Schachinger/DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2012)