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Wrabetz: "Ganz klar ist aber auch, dass mein persönlicher Referent und mein Büroleiter Positionen sind, bei denen es auf ein persönliches Vertrauensverhältnis ankommt."

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 ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz steht seit Weihnachten unter harter externer und interner Kritik, seit er neben anderen Personalentscheidungen bekanntgegeben hat, den bisherigen Stiftungsrat Niko Pelinka zu seinem Büroleiter zu machen. Er unterstreicht nun die Bedeutung des "persönlichen Vertrauensverhältnisses" zu seinem Bürochef, plädiert dafür, "die Kirche im Dorf zu lassen" und freut sich über den ORF, "wo in einer Ausführlichkeit und Offenheit Vorgänge auch in der Öffentlichkeit diskutiert und besprochen werden, wie es sie in keinem anderen Unternehmen der Welt gibt."

APA: Sie haben am 23. Dezember bekanntgegeben, dass Niko Pelinka Ihr Bürochef wird, heute ist die entsprechende Ausschreibung zum Posten veröffentlicht worden. Weshalb dieses chronologisch ungewöhnliche Vorgehen?

Alexander Wrabetz: Die Ausschreibung habe ich schon letzte Woche veranlasst, sie ist nur heute veröffentlicht worden. Grundsätzlich ist laut ORF-Gesetz jede Funktion auszuschreiben und nach Qualifikation zu besetzen. Ganz klar ist aber auch, dass mein persönlicher Referent und mein Büroleiter Positionen sind, bei denen es auf ein persönliches Vertrauensverhältnis ankommt.

APA: Das bedeutet, dass hier die gängigen Ausschreibungskriterien nicht zum Zuge kommen?

Wrabetz: Es kommen die gängigen Ausschreibungskriterien zum Zug, wenn es um die Qualifikation und die Erfahrung geht. Was ist die wichtigste Aufgabe eines Büroleiters? Das ist die Unterstützung des Generaldirektors bei der Vorbereitung bei Sitzungen. Da ist es wichtig, dass man jemanden hat, der die gesetzlichen Rahmenbedingungen kennt und weiß, was die Gremien an Informationen erwarten. Andererseits ist wie gesagt das persönliche Vertrauensverhältnis ein wesentliches Kriterium.

APA: Es handelt sich aber um keine offene Ausschreibung, sprich: Herr Pelinka ist fix gesetzt?

Wrabetz: Jetzt ist es einmal ausgeschrieben. Und natürlich muss die Entscheidung dann bei mir liegen. Er hat Erfahrung, Wissen, hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr für den ORF eingesetzt und mein persönliches Vertrauen.

APA: Auch an weiteren bekanntgegebenen Personalentscheidungen hat es in den vergangenen Tagen Kritik gegeben. Welche weiteren Positionen werden abseits der heute veröffentlichten ausgeschrieben werden?

Wrabetz: Bei bestimmten Funktionen ist klar, dass man sie ausschreiben muss. Dort, wo nur die Strukturen verändert werden, wird man mit Organisationsanweisungen die Strukturen entsprechend schaffen.

APA: Die neue Position von Herrn Prantner (als Vizechef der Technischen Direktion) wird also nicht ausgeschrieben?

Wrabetz: Da wird ja de facto nur eine Direktion in eine andere verschoben.

APA: Abseits der internen Kritik des Redakteursrats haben sich einige ORF-Redakteure auch sehr pointiert in der breiteren Öffentlichkeit gegen Ihre Personalentscheidungen gestellt. Wird das Konsequenzen für die Kollegen haben?

Wrabetz: Nein. Die Journalistinnen und Journalisten haben in den letzten fünf Jahren eine redaktionelle Unabhängigkeit gehabt, die ihresgleichen sucht. Das wird auch in den nächsten fünf Jahren so bleiben. Und wir sind das außergewöhnlichste und wunderbarste Unternehmen, wo in einer Ausführlichkeit und Offenheit interne Vorgänge auch in der Öffentlichkeit diskutiert und besprochen werden, wie es das in keinem anderen Unternehmen der Welt gibt. Und das wird auch so bleiben.

APA: Am 20. Jänner steht der nächste Stiftungsrat an. Werden die Postenvergaben Thema sein?

Wrabetz: Wenn es Fragen gibt, werde ich die beantworten, aber man muss auch die Kirche im Dorf lassen. Wir reden nicht über Direktorenfunktionen, sondern über die persönliche Organisation meines Büros. Und das war in den vergangenen 50 Jahren auch nie Gegenstand von Stiftungsratsitzungen. (APA)