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Microsoft-Chef Steve Ballmer setzt nicht auf ein runderneuertes Microsoft

Foto: AP

Spiele und Medienangebote sind schon jetzt eine der großen Stärken von Apples mobiler iOS-Plattform.Vergangene Woche kam ein weiteres Krafpaket dazu: Xbox Live gibt es jetzt als iPad-App.

In der Appworld der Erznemesis

Microsoft ist kein Newcomer in der Appworld der Erznemesis: Seine Bing-App ist eine gelungene Alternative zu Google, obendrein mit einem gut gemachten Newsreader ausgestattet. Für das iPhone macht Microsoft Photosynth für coole 360-Grad-Rundumfotos (Photosynth gibt es derzeit nicht für Windows- oder Android-Handys). Demnächst soll eine iPad-Version von Office erscheinen, die gute Aussichten darauf hat, ein Verkaufsschlager zu werden.

Tablets

Aber während Microsoft interessante Apps für Apple schreibt, entfernt sich der Softwareriese immer weiter davon, eine relevante Rolle im Tablet-Markt zu spielen. Vor einem Jahrzehnt hat Bill Gates prognostiziert, dass künftig die meisten Notebooks Tablets sein werden. Nach dem kometenhaften Aufstieg des iPad und Androiden in seinem Windschatten könnte die Voraussage in den nächsten Jahren eintreten. Nur Microsoft hat keinen Anteil daran.

Maue Marktanteile

Dabei hat Microsoft mit seiner neuen Handysoftware Windows Phone einen wichtigen Achtungserfolg erzielt: Zwar nicht nach Verkäufen und Marktanteilen, aber nach Funktionalität und Design. Mit der jüngsten Version (7.5 alias Mango) hat Microsoft alles richtig gemacht, bescheinigen ihm die Rezensionen. Und mit Nokia, das am Lebensfaden dieses neuen Betriebssystems hängt, hat Microsoft jetzt einen Verbündeten, der mit aller Kraft Windows-Handys zur Erfolgsstory machen will.

Lehre

Aber statt aus dem Erfolg des völligen Neustarts bei Handys eine Lehre zu ziehen und auf gleicher Basis Tablets möglichst schnell herauszubringen, setzt Microsoft alles auf die eine Karte von Windows 8: Damit sollen künftig PCs, Handys und Tablets unter einen Hut gebracht werden. Klingt logisch, ist aber möglicherweise eine überholte Vorstellung - das Zusammenspiel findet heute über die "Cloud" und mit kompatiblen Dateiformaten statt.

Dank guter Microsoft-Apps werden sich bis dahin Windows-User noch leichter mit iPads anfreunden

Ob ein Windows für alles sinnvoll ist, wird sich erst weisen, sobald es diese Geräte gibt - und das wird nicht vor Herbst 2012 sein, bei Handys und Tablets wahrscheinlich noch später (weil eben doch Anpassungen nötig sind). Zu diesem Zeitpunkt aber liegt Microsoft bereits drei Generationen hinter den Konkurrenten zurück. Dank guter Microsoft-Apps werden sich bis dahin Windows-User noch leichter mit iPads anfreunden.

Migration von Windows XP zu Windows 7

Marktforscher IDC trägt dazu eine düstere Perspektive bei: Weil Tablets PCs bedrängen, schmälert dies Microsofts Rolle in der IT-Welt. Derzeit findet die große Migration von Windows XP zu Windows 7 statt - was die Lust auf eine baldige neuerliche Migration schmälert. Damit sinkt aber auch die Bedeutung von Windows für den mobilen Markt.

Die Last der unternehmensgetriebenen Cash-Maschine

Mit der Xbox, seinem Live-Service, Apps und Windows-Handys zeigt Microsoft, dass viele interessante Entwicklungen in dem Konzern stecken. Aber es sieht so aus, als ob die Last der unternehmensgetriebenen Cash-Maschine verhindert, dass ein runderneuertes Microsoft abhebt. (helmut.spudich@derStandard.at, PERSONAL TOOLS HELMUT SPUDICH, DER STANDARD Printausgabe, 15. Dezmber 2011)