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Der Ausgang des Matches zwischen Glüh- und Energiesparlampe ist schon klar: Letztere gewinnt

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Wien - "Das wundert mich schon, dass bei einem Massenprodukt wie einer Glühbirne Seltene Erden zum Einsatz kommen" , sagt Kurt Hämmerle. Umso mehr sei es wichtig, dass die korrekten Rückgabe- und Recyclingwege eingehalten werden. Als Experte vom Energieinstitut Vorarlberg kann er sich über Energiesparlampen und ihre Einführung nur wundern. Zwar gebe es insbesondere in Vorarlberg ein flächendeckendes Rücknahmesystem, und außerdem seien die Vorarlberger "sehr trennfreudig" , also sie sortierten ihren Mist vorbildlich und entsorgten auch die Energiesparlampe richtig. Dies ist aber nicht in allen Bundesländern so.

Sondermüll

Die Information über den richtigen Umgang mit der Energiesparlampe, wenn sie einmal kaputtgegangen ist, ist dem Konsumenten nicht ordentlich kommuniziert worden, kritisiert Christoph Mayr, der in seiner demnächst anlaufenden Filmdokumentation Bulb Fiction die Energiesparlampe kritisch aufs Korn nimmt. Die Energiesparlampe gehört nämlich nicht in den Restmüll, sondern in den Sondermüll. Insbesondere wegen des Quecksilbers sollte die Energiesparlampe von den Herstellern zurückgenommen und sachgerecht verwertet werden, so der ursprüngliche Plan. Entsprechende Rücknahmeprozeduren wurden jedoch in ganz Europa nur lückenhaft implementiert.

Dies fügt sich zu einer ganzen Reihe von Kritikpunkten, denen die Energiesparlampe ausgesetzt ist: teuer, schlechteres, weil unangenehmes Licht, langsame Reaktionszeit, hässliches Design, höherer Energieeinsatz bei der Herstellung als bei der gemeinen Glühbirne.

In der Schweiz liegt die Rückgabequote laut Niklas Schinerl von Greenpeace bei immerhin rund 65 Prozent. In Deutschland und Österreich gibt es weniger Rückgabestellen, und hier werden laut Schätzungen auch nur weniger als zehn Prozent der Energiesparlampen retourniert. Hochrechnungen der Hersteller ergeben eine europaweite Recyclingquote von rund 30 Prozent. Das verpflichtende Recyclingsystem fehlt europaweit schlicht und einfach, ebenso Sanktionsmechanismen.

Da sorgt der nun bekanntgewordene Einsatz der Seltenen Erden in dem Massenprodukt Energiesparlampe erst recht für Kopfschütteln. "Meiner Einschätzung nach wollte die EU-Kommission angesichts des Klimawandels ein schnelles, sichtbares Zeichen setzen und hat sich dabei von Lobbyisten überrumpeln lassen" , schätzt Mayr. Der Filmemacher hält das Verbot der alten Glühbirne für überzogen. Auch sei es ein demokratiepolitisch bedenkliches Zeichen, wenn die Kommission ein Allerweltsprodukt wie die Glühbirne einfach verbiete.

Dominanz Chinas

Bei den Seltenen Erden sind es vor allem Europium, Yttrium und Terbium, die in den Energiesparlampen, und zwar an der Innenseite der Röhren, in winzigen Mengen aufgebracht werden. Auch in Leuchtstoffröhren kommen die Seltenen Erden zum Einsatz. Da China den Markt mit diesen seltenen Elementen derzeit in hohem Maße dominiert und deshalb die Exporte der wichtigen Elemente drosseln bzw. besser steuern möchte, hat dies bereits zu ersten Preiserhöhungen bei den Energiesparlampen geführt:

Der Lichthersteller Osram, eine Siemens-Tochter, kündigte Anfang September an, bei Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen wegen der gestiegenen Rohstoffkosten eine saftige Preiserhöhung von 25 Prozent durchführen zu müssen. Auch Philips wird seine Produkte neu einpreisen und die Energiesparlampen Schritt für Schritt verteuern.

Diese Preiserhöhungen machen dem Konsumenten die absehbar endliche Verfügbarkeit von Rohstoffen bewusst, resümiert Schinerl: "Es ist bei den Seltenen Erden ähnlich wie beim Erdöl." Greenpeace fordert, dass es als ersten Schritt zu einem EU-weiten Ausstieg aus gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffen bei sämtlichen Elektro- und Elektronikgeräten kommt. Und die Forschung rund um sparsame, umwelt- und gesundheitsfreundliche Alternativen bei der Haushaltsbeleuchtung muss forciert werden. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD Printausgabe, 15.9.2011)