Wenn der Supercomputer einmal fertig ist, soll er als Erstes versuchen, die IT-Infrastruktur des Bundesheeres anzugreifen und die geheimen Dateien zu entschlüsseln

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Bundesheer 2.0: Marschieren und Supercomputer

 

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Alle Welt redet vom Cyberwar, von Internetterrorismus und von den Gefahren, die der vernetzten Steuerung der kritischen Infrastruktur über die Datennetzwerke drohen. Österreich redet darüber wenig, tut aber in letzter Zeit viel. Das neueste Projekt betrifft die Entwicklung eines Supercomputers mit der Bezeichnung "CuteforceAnalyzer" .

Zur Entschlüsselung von kryptografierten Nachrichten

Dabei handelt es sich um ein paralleles Rechnersystem aus spezialisierten Prozessoren - mit im Boot ist der Linzer Hardware-Hersteller DICe - zur Entschlüsselung von kryptografierten Nachrichten. Für diesen Teil ist die Softwareschmiede der Fachhochschule Hagenberg zuständig, die schon in den vergangenen Jahren für das Bundesheer spezielle Sicherheitsanwendungen entwickelt und eine auf die Sicherheitsbedürfnisse des Abwehramts abgestellte Ausbildung zusammengestellt hat.

"Schutz vor Terrorismus und organisierter Kriminalität"

"Mit diesem Forschungsprojekt soll ein Beitrag zum ‚präventiven Schutz vor Terrorismus und organisierter Kriminalität‘ geleistet werden. Verschlüsselungssysteme sind leicht anwendbar und werden in den Bereichen der Spionage, der Vorbereitung von Terrorangriffen und im organisierten Verbrechen verwendet" , lautet der breite Ansatz - und der militärische Bezug folgt auf dem Fuß: "Durch eine direkte Integration des im Projekt entwickelten CuteforceAnalyzer in die vorhandene Rechnerumgebung des BMLVS kann ein großer Beitrag zur Erfüllung der sicherheitspolitischen Aufgabenstellungen der Republik Österreich und damit zur Sicherheit der Staatsagenden, Unternehmen und Staatsbürger geleistet werden." 

Anwendungsbeispiele

Als Anwendungsbeispiele für den kryptanalytischen Rechnerverbund zum "präventiven Schutz vor Terrorismus und organisierter Kriminalität" werden die zeitnahe Überwachung der Kommunikation von Geiselnehmern, die Entschlüsselung von beschlagnahmten Festplatten und die Aufdeckung illegaler Extremistenaktivitäten genannt.

Das Verteidigungsminsterium bestätigt dem Standard, dass es der "Bedarfsträger" des Entschlüsselungsprojektes ist - allerdings hat man zunächst einen Selbstversuch im Auge: Wenn der Supercomputer einmal fertig ist, soll er als Erstes versuchen, die IT-Infrastruktur des Bundesheeres anzugreifen und die geheimen Dateien zu entschlüsseln - "mit einem solchen simulierten Angriff können wir mögliche eigene Schwachstellen erkennen, bevor andere draufkommen" , sagt Oberst Michael Bauer.

1600 Cyber-Soldaten

Unter Verteidigungsminister Norbert Darabos hat die elektronische Abwehr besondere Aufmerksamkeit bekommen: Der Minister will 1600 Cyber-Soldaten beschäftigen, über den aktuellen Stand gibt es keine Auskunft. (Conrad Seidl, DER STANDARD Printausgabe, 19. Juli 2011)