Mit in Graz entwickelter Technologie schießt Microsoft noch schärfere Bilder für seinen Kartendienst Bing Maps. Zum Beispiel vom Grazer Zentrum.

Foto: Microsoft

Zu ebener Erde oder in luftiger Höhe, Google und Microsoft matchen sich, wo sie können. Der Softwarekonzern bewegt seit einiger Zeit kräftig seine Schwingen, um der Welt und seinem Rivalen zu zeigen, zumindest mit seinem Online-Kartendienst Bing Maps den besseren digitalen Globus als Google mit Google Earth vorweisen zu können. Auf der "1st European State of the Maps Conference" in Wien ließ Microsoft in seine Karten-Pläne Einblick nehmen.

20 Millionen

20 Millionen Euro nimmt das Unternehmen laut Microsoft-Manger Josef Kauer in die Hand, um nach den USA von ganz Europa neue, hochaufgelöste Luftbilder aufzunehmen. 2012 soll die Befliegungskampagne abgeschlossen sein. Derzeit ist auch Österreich an der Reihe. Die Kamera-Technologie, die dabei zum Einsatz kommt, stammt von der Grazer Vexcel, die seit einiger Zeit zum Microsoft-Imperium gehört.

5000 Meter

Geflogen wird in 5000 Metern Höhe. Eine weitwinklige Kameratechnik erlaubt in kurzer Zeit große Flächen aufzunehmen. Die Aufnahmen stehen bis zu einer Auflösung von 0.3 Meter/Pixel zur Verfügung. "Alles was mindestens 30 Zentimeter groß ist, ist deutlich zu sehen", sagt Kauer. So scharf die Darstellung auch erscheint: "Es sind keine Personen identifizierbar", gibt Kauer Entwarnung.

Streetside

Der Softwarekonzern hat die Lehren aus den Vorbehalten gezogen, die Googles Straßendienst Street View in einigen Ländern Europas entgegengebrandet sind. Zwar will das Unternehmen mit Bing Streetside auch Straßenaufnahmen veröffentlichen. In Deutschland kreuzen die Kameraautos dafür bereits durch einige große Städte. Auch Österreichs Straßen sollen vor die Microsoft-Linse. "Gestartet wird aber erst, wenn wir mit den lokalen Datenschutzbehörden alles durchdiskutiert haben", betont Kauer.

Open Street Map

Auch wenn Microsoft - wie so oft - mit seinen Internetdiensten Google hinterherhinkt, den Vorsprung bei den Online-Kartendiensten hofft das Unternehmen mit mehr Qualität wettmachen zu können. Dafür holt es sich auch die Internetcommunity an Bord. Die Luftaufnahmen stehen dem freien Kartografieprojekt OpenStreetMap zur Verfügung. 

Der Kartendienst wurde 2004 von dem Briten Steve Coast gegründet. Seither arbeiten mehr als 400.000 Freiwillige am Kartenpendant zum freien Online-Lexikon Wikipedia. Weltweit arbeiten sie an der Sammlung und Bearbeitung von Geodaten. In Österreich wurden so bereits mehr als elf Millionen einzelne Punkte mit geografischen Koordinaten und ungefähr eine Million Straßen detailreich zusammengetragen. (kat, DER STANDARD/Printausgabe 16.07.2011)