Christoph Dichand vor dem Döblinger Bezirksgericht. Dass ihn sein Vater formal korrekt zum "Krone"- Herausgeber machte, ist für WAZ-Chef Nienhaus "nicht belegt".

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WAZ-Chef Nienhaus.

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Zwei Stunden stand Christian Nienhaus dem Döblinger Bezirksrichter Rede und Antwort. Nicht der letzte Arbeitstag, den der Manager eines der größten deutschen Verlagshäuser dem Streit mit seinen Wiener Geschäftspartnern widmet. Entsprechend freundlich fiel am Abend ein Gespräch mit der APA aus.

Thema vor Gericht ist eine Verfügung, die Krone-Chef Christoph Dichand gegen WAZ und Raiffeisen erwirkte. Die Mitgesellschafter in der Krone/Kurier-Verlagstochter Mediaprint beschlossen gegen Familie Dichand höhere Verkaufspreise für die Krone. Die Verfügung verbietet sie, bis ein Schiedsgericht den Preisstreit inhaltlich geklärt hat. Raiffeisen-Chef Christian Konrad erwartet, dass Dichand nicht durchkommt.

Nienhaus bestätigt Standard-Berichte, wie viel dem Verlag entgeht: "Monatlich verliert die Mediaprint dadurch 600.000 Euro, die wegen der Gewinngarantie zumeist zulasten der WAZ gehen." Als die WAZ 1987 die Hälfte an der Krone kaufte, garantierte sie Miteigentümer Hans Dichand und seiner Familie einen jährlichen Gewinn (unabhängig von jenem der Krone), der bei neun bis zehn Millionen pro Jahr liegen dürfte. Die WAZ verweigerte ihn für das schlechte Geschäftsjahr 2008/9, bisher ist dieser Punkt noch nicht vor dem Schiedsgericht anhängig.

Nienhaus erklärt den Widerstand gegen die Preiserhöhung so: "Mit dem Manöver will Dichand den Wert der Zeitung drücken, unsere Anteile unter dem wahren Wert erwerben zu können. Wir werden aber nicht verkaufen, sondern uns dagegen wehren, dass der Wert der Kronen Zeitung herabgesetzt wird."

"Krone"-Verkauf war paktiert

Die WAZ verlangt für ihre 50 Prozent 200 Millionen Euro aufwärts, Dichand bietet bisher 150 bis 160 Millionen. Nienhaus: "2009 gab es ein Verhandlungsergebnis über den Verkauf unserer Anteile. Dies war mit dem Vorbehalt paktiert, dass die Seite Dichand dies mit den Banken noch klärt. Erst drei, vier Monate danach kam dann eine Absage." Bereits ausgemacht war laut Nienhaus auch die Preiserhöhung der Krone: "Wir hatten wir schon eine Einigung darüber, dass wir im Frühjahr die Preise anheben".

Das nächste Krone-Schiedsgericht muss nicht nur die Preisfrage klären. Die WAZ bestreitet wie berichtet, dass Hans Dichand Sohn Christoph vor seinem Tod am 17. Juni 2010 formal korrekt zum Herausgeber gemacht hat.

Nienhaus: "Die Herausgeberschaft von Christoph Dichand ist nicht belegt. Es gibt auch unterschiedliche Versionen, wann Hans Dichand die Herausgeberschaft an seinen Sohn übergeben haben soll. Je nach Darstellung von Herrn (Krone-Geschätsführer Wolfgang) Altermann oder dem langjährigen Anwalt von Hans Dichand liegen dazwischen mehrere Monate, insofern ist das nicht realistisch. Eine schriftliche Berufung gibt es jedenfalls nicht. Zu klären wird das aber vor dem Schiedsgericht sein. Christoph Dichand hat eben noch nicht begriffen, dass er nicht der Alleineigentümer der Zeitung ist. Das ist eher ein psychologisches Problem."

Nienhaus bestätigt auch, dass sich die WAZ den Besitzverhältnissen der Gratiszeitung Heute widmet, die Christoph Dichands Frau Eva führt: "Leider können wir nicht beweisen, wer der wahre Eigentümer ist." Hans Dichand verneinte jegliche Beteiligung dort. (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 10.6.2011)