128 Einreichungen gab es bundesweit für die vierte Auflage des Architekturpreises "Das beste Haus", aus denen in einem ersten Jury-Durchgang 31 Projekte in die engere Auswahl genommen wurden. (Wir stellten sie bereits in einer Ansichtssache vor.) Am Mittwoch wurden nun daraus die jeweiligen Bundesland-Sieger gekürt.

Jury-Vorsitzende Marion Kuzmany vom Architekturzentrum Wien (Az W) stellte die Preisträger gemeinsam mit zwei Vertretern der Kooperationspartner, Josef Schmidinger (s Bausparkasse) und Bernd Hartmann (Kulturministerium/BMUKK), in einer Pressekonferenz vor, am Abend wurden die Preise von AzW-Direktor Dietmar Steiner im Rahmen einer Gala überreicht. (Im Bild, v.l.: Hartmann, Steiner, Kuzmany, Schmidinger; Foto: AzW/Walter Henisch)

Kuzmany sprach von einer "deutlichen Steigerung der architektonischen Qualität in Österreich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren", und hielt außerdem ein "Plädoyer für das Einfamilienhaus": Junge Architekten würden meist mit der Planung dieser Objekte ihre ersten Sporen verdienen, und beim Einfamilienhaus herrsche außerdem der "intensivste Kontakt zwischen Bauherrn und Architekten", das Einfamilienhaus sei deshalb "aus dem Spektrum der Architekturgeschichte nicht wegzudenken".

Auch Ministeriums-Vertreter Hartmann gab die wirtschaftliche wie architektonische Bedeutung von Ein- und Zweifamilienhäusern, die mit 1,4 Millionen Objekten das Gros der insgesamt mehr als zwei Millionen Wohnbauten in Österreich stellen würden, zu bedenken. Architektur sei "Spiegel und Bewegung zeitgenössischer kultureller Entwicklungen" und damit ein wesentlicher Teil unseres kulturellen Erbes. Der Preis, der seit 2005 alle zwei Jahre vergeben wird und heuer somit seine vierte Auflage erfuhr, sei seiner Ansicht nach vor allem auch als Förderung junger Architekten anzusehen.

Gestiftet wird die Preissumme von 6.000 Euro pro Projekt - jeweils zur die Hälfte für Planungsbüro und Bauherren - vom Bund und der s Bausparkasse.

Im Folgenden präsentieren wir die Bundesland-Siegerprojekte. Bilder und weitere Informationen über die Objekte sind außerdem noch bis 23. Mai in einer Ausstellung im Architekturzentrum Wien im Museumsquartier zu besichtigen. (red)

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Foto: Walter Henisch

Burgenland

Umbau Dreikanthof
ArchitektIn/PlanerIn: Kooperation Arch. DI Dr. Michael Homann & Studio WG3

(Foto: Karin Lernbeiß)

Foto: Karin Lernbeiß

Burgenland

Umbau Dreikanthof
ArchitektIn/PlanerIn: Kooperation Arch. DI Dr. Michael Homann & Studio WG3

Juror Erich Kogler: "Ein typischer Dreikanthof wurde revitalisiert und einer neuen Nutzung zugeführt. Die spielerische Interpretation der alten Formen zeugt vom Selbstbewusstsein der jungen Architekten, mehr aber von ihrer hohen Sensibilität für den Ort. Behutsam in die Umgebung eingebettet, gruppieren sich Alt und Neu wie selbstverständlich zusammengewachsen um einen Innenhof mit höchster Qualität. Das raue Äußere des Gebäudes wird im Inneren konsequent fortgesetzt und steht dort im spannenden Dialog mit hochauflösenden Details - in Summe ein vorbildliches Ergebnis."

(Foto: Karin Lernbeiß)

Foto: Karin Lernbeiß

Kärnten

Haus SUS
ArchitektIn/PlanerIn: Ogris + Wanek Architekten

(Foto: Mario Huber)

Foto: Mario Huber

Kärnten

Haus SUS
ArchitektIn/PlanerIn: Ogris + Wanek Architekten

(Foto: Mario Huber)

Juror Roland Winkler: "Gutes Form-Follows-Function-Beispiel: vorab unerklärliche Ausbuchtungen legitimieren sich im Begehen des Hauses von selbst: Dort muss Licht herein, da will Raum hinaus. Ein zwangloses Volumen-geben-Volumen-nehmen-Spiel erzeugt eine prägnant-eigensinnige Figur im nachbarlichen Umfeld. Die Einarbeitung ins Gelände gelingt mit Wegen, Schuppen und Wasserbecken - letzteres etwas harsch auf die Wiese gekantet. Auffallend gut proportionierte Wohnbereiche freuen sich, mit gut gewählten Materialien bestückt zu sein. Stimmig erarbeitete Gesamterscheinung mit angemessener Detailausarbeitung und ausgewogener Dialektik der Architektur mit ihrer Umgebung."

Foto: Mario Huber

Niederösterreich

Villa Martinstraße
ArchitektIn/PlanerIn: Hertl.Architekten ZT GmbH

(Foto: Kurt Hörbst)

Foto: Kurt Hörbst

Niederöstererich

Villa Martinstraße
ArchitektIn/PlanerIn: Hertl.Architekten ZT GmbH

(Foto: Kurt Hörbst)

Jurorin Martina Barth Sedelmayer: "Abstrakt und zugleich respektvoll fügt sich die Stadtvilla in das enge Altstadtgefüge. Zur Straße hin markieren ein Fenster und ein 'Eingangsschlitz' das Leben dahinter. Gekonnt wird mit der Form des Geländes und der Tiefe des Grundstücks umgegangen. Man betritt das Haus auf halber Höhe - hinunter geht es zu den Nebenräumen und hinauf zu den Wohnräumen, die schachbrettartig mit verschieden großen Innenhöfen verwoben sind und sich zu einem Garten öffnen. Dadurch entsteht ein lichtdurchflutetes, fließendes Raumgefüge mit spannenden Innen- und Außenbezügen."

Foto: Kurt Hörbst

Oberösterreich

Haus S
ArchitektIn/PlanerIn: Kienesberger Schröckenfuchs Architektur

(Foto: Andrew Phelps)

Foto: Andrew Phelps

Oberösterreich

Haus S
ArchitektIn/PlanerIn: Kienesberger Schröckenfuchs Architektur

(Foto: Andrew Phelps)

Juror Peter Schneider: "Eine Ausgangssituation, die an planerischen Herausforderungen alles andere als arm ist: ein Haus inmitten der Steyrer Altstadt, mit einer bewegten Baugeschichte, abgewohnt, zum Teil baufällig, aber unter Denkmalschutz. Der Architekt ließ sich vom Korsett an Vorgaben nicht beengen. Sein Umgang mit dem Objekt gibt ein hervorragendes Beispiel für die schonende Sanierung und Erweiterung eines Hauses aus dem 16. Jahrhundert, das vor allem im Hinblick auf die Wohnqualität überzeugt. Der Spagat zwischen Denkmalschutz und zeitgenössischer Architektur gelingt durch den unverkrampften Umgang mit dem Bestand und das selbstbewusste, ja selbstverständliche Hinzufügen von Neuem. Großflächige Verglasungen schaffen fließende Übergänge zur Gartenanlage und erlauben einen großartigen Panoramablick auf die Altstadt von Steyr."

Foto: Andrew Phelps

Salzburg

Kobe Haus
ArchitektIn/PlanerIn: LP Architektur ZT GmbH

(Foto: Volker Wortmeyer)

Foto: Volker Wortmeyer

Salzburg

Kobe Haus
ArchitektIn/PlanerIn: LP Architektur ZT GmbH

(Foto: Volker Wortmeyer)

Juror Udo Heinrich: "Klar, man(n) und frau brauchen zwei Häuser: eines zum Wohnen und eines zum Arbeiten und Lagern. Aber diese zwei sind klein und gut, eben wie das ehrliche und vorzügliche 'Kobe-Rind'. Außen sind die Lärchenbretter mit Schwarztee gegerbt und innen duftet das Fichtenholz nach Orangenöl und Bienenwachs. 'Beim Bauen experimentieren', das war der sonst selten gehörte Anspruch. Heraus gekommen ist ein radikales und inspirierendes Konzept mit betoniertem Küchenblock, sichtbaren Leitungsführungen, 4 cm dünnen Deckenbohlen und einem Bad aus verzinktem Blech ... einfach poetisch!"

Foto: Volker Wortmeyer

Steiermark

Haus F
ArchitektIn/PlanerIn: DI Gerhard Mitterberger

(Foto: Zita Oberwalder)

Juror Dieter Wissounig: "Die Materialien - Lärche im Außenbereich, Fichten-Brettschichtholz als Tragkonstruktion, Sichtbeton, schwarz gestrichener Stahl und das elegante, geheimnisvolle, dunkle, fein gemaserte japanische Kirschenholz - stehen mit dem Naturraum in heiterer Spannung. Glas hüllt das Wohnhaus während der Wintermonate klimatisch ein. Im Sommer lassen sich große Teile der Fassade aufschieben und verwandeln das Haus in eine Laube, in der man das unglaubliche Landschaftspanorama genießt."

Foto: Zita Oberwalder

Tirol

Haus SF1
ArchitektIn/PlanerIn: Fügenschuh Hrdlovics Architekten

(Foto: David Schreyer)

Juror Daniel Fügenschuh: "In der Landschaft fällt die Siedlung aus der Zwischenkriegzeit durch den alten Baumbewuchs auf. Durch seine Lage ist das Haus im 35 Grad steilen Hang kaum wahrnehmbar. Die Häuser verlieren sich und sind nur aus der Ferne sichtbar. Das Geheimnis des außergewöhnlichen Wohnhauses lüftet sich erst beim Betreten des Foyers, das den erhobenen Blick auf ein kleines Paralleltal zum Inntal eröffnet. Die Wohnebene darunter ist als breite Nische im Hang angelegt. Das vorgesetzte Schwimmbecken liegt oberhalb des Geländes, das führt zu unerwarteter Weite. Die Materialien sind selbstverständlich gewählt, der Beton der erdberührenden Wände wurde sichtbar belassen, die talseitigen Glasfassaden und Fenster in schwarz gebeizter und geölter Fichte gebaut. Insgesamt entstand ein Raum, der in seiner Exponiertheit eine bemerkenswerte Ruhe und Selbstverständlichkeit ausstrahlt. Weitere Räume wurden längs angereiht. Bad und Schlafbereich treten aus der Landschaft hervor und vermitteln einen schwebenden Eindruck."

Foto: David Schreyer

Vorarlberg

Haus Strauss
ArchitektIn/PlanerIn: DI Bernardo Bader

(Foto: Adolf Bereuter)

Foto: Adolf Bereuter

Vorarlberg

Haus Strauss
ArchitektIn/PlanerIn: DI Bernardo Bader

(Foto: Adolf Bereuter)

Jurorin Geli Salzmann: "Das Haus Strauss repräsentiert eine idealtypische Antwort für die Bauaufgabe eines Einfamilienhauses in der Siedlungslandschaft: Präzise gesetzt am Siedlungsrand zum Ried definiert das Hofhaus ein gebautes Ensemble von Wohngebäude und Garten. Spannende Innen- und Außenräume schaffen intime wie auch öffentliche Bereiche. Mit subtiler räumlicher Komposition und unprätentiöser Architektur erzeugt das Haus neben gebauter Geborgenheit offene Freiräume, die weder Gartenzaun noch Hecke als Schutz für Diskretion benötigen. Das frei zugängige Grundstück und das klar abgesteckte Gebäude vermählen sich zu einem besonderen Ort im Rheintal."

Foto: Adolf Bereuter

Wien

Haus Mexico
ArchitektIn/PlanerIn: pichler.architekt[en]

(Foto: pichler.architekt[en])

Foto: pichler.archiktekt[en]

Wien

Haus Mexico
ArchitektIn/PlanerIn: pichler.architekt[en]

(Foto: pichler.architekt[en])

Jurorin Marion Kuzmany: "Die Bauherrin fand ihren Traum von Freiheit beim Surfen an der alten Donau. Diesen verwirklichte sie nun doppelt, indem sie nicht nur sich selbst, sondern auch das Haus in einen Taucheranzug schlüpfen ließ. Zwei schmale und langgestreckte Parzellen in einer idyllischen Kleingartensiedlung an der Alten Donau sind Schauplatz für das eigenwillige und ebenso schmale wie langgestreckte Objekt, das sowohl durch seine schwarze Bekleidung aus Kautschukfolie als auch durch den Zaun aus rostigen Stahlplatten in der Nachbarschaft auffällt und so manchen Passanten zur Diskussion bewegt. Wenn man vom 'besten Haus' spricht, kann man an diesem in vielerlei Hinsicht herausragenden Projekt wohl nicht vorbei. Völlig offenbare verglaste Seitenwände lassen Haus und Garten auf einzigartige Weise verschmelzen. Ökologisch perfekt durchdacht, bautechnisch optimiert, im Detail maßgeschneidert entwickelt und innovativ im Einsatz umweltfreundlicher, wiederverwertbarer Materialien bietet das Haus ein Höchstmaß an Wohnqualität innerhalb der geringen Baukosten." (red, derStandard.at, 5.5.2011)

Service

Die Ausstellung im Architekturzentrum Wien läuft noch bis 23. Mai, täglich von 10-19 Uhr.

Am Sonntag, den 8. Mai findet außerdem eine Exkursion zu den Wiener nominierten und preisgekrönten Objekten statt, in deren Rahmen diese auch betreten werden können.

Links

www.azw.at

www.dasbestehaus.at

Foto: pichler.archiktekt[en]