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Friedensdemo in Seoul, 18. Dezember

Foto: AP/dapd/Lee Jin-man

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"Attack Pyoengyang!" - Demo in Paju bei Seoul, 30. November

Foto: Reuters/Jo Yong-Hak

Nach den jüngsten Spannungen zwischen Nord- und Südkorea machte die Regierung in Pjöngjang am Montag ein überraschendes Angebot: Man sei nun doch bereit, wieder Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) ins Land zu lassen. Nordkorea-Experte Andrei Lankov, der seit Jahren über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes forscht, erklärt im Email-Interview mit Berthold Eder, was von den Versöhnungsgesten zu halten ist.

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derStandard.at: Nordkorea hat überraschend angekündigt, nun doch IAEA-Inspektoren ins Land zu lassen. Haben diese eine realistische Chance, verborgene Atomanlagen zu finden?

Andrei Lankov: Solange die Inspektoren keinen freien Zugang zu sämtlichen Anlagen erhalten, ist dies unmöglich. Die Nordkoreaner wollen keine Zufallsinspektionen zulassen, sondern lediglich das zeigen, was ihnen ins Konzept passt.

derStandard.at: Was ist Ihrer Meinung nach von den regelmäßig auftauchenden Berichten über einen unmittelbar bevorstehenden Krieg auf der koreanischen Halbinsel zu halten?

Lankov: Nichts. Es besteht ein geringes Risiko einer Eskalation, falls das südkoreanische Militär beim nächsten Angriff Nordkoreas überreagiert. Ich erwarte einen solchen Angriff für März oder April 2011.

derStandard.at: Am Samstag haben in Seoul tausende Südkoreaner gegen die Nordkorea-Politik ihrer Regierung demonstriert. Was hält die Bevölkerung von Präsident Lee Myung-Baks Ankündigung, nordkoreanische Angriffe in Zukunft mit Militärgewalt zu beantworten?

Lankov: Der Großteil unterstützt diesen Kurs. Aktuellen Umfragen zufolge befürworten 80 Prozent militärische Vergeltungsmaßnahmen. Der Präsident selbst hat offenbar verstanden, dass es besser ist, auf Provokationen nicht zu reagieren, aber die Öffentlichkeit verlangt, dass er in solchen Fällen etwas unternimmt.

derStandard.at: Welche Auswirkungen haben die Anfang 2010 zurückgenommenen Reformmaßnahmen auf die nordkoreanische Wirtschaft?

Lankov: Die Wirtschaft hat sich von den katastrophalen Auswirkungen der Währungsreform erholt. Das Ziel der Reformen war hauptsächlich, die überall entstehenden Märkte unter Kontrolle zu kommen und die Privatwirtschaft zu schwächen, aber auch das wurde nicht erreicht: Die Märkte wachsen schneller als zuvor. (derStandard.at/21.12.2010)