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Ein Grenzstreit zwischen Costa Rica und Nicaragua, in dem auch eine angeblich fehlerhafte Landkarte des Internetunternehmens Google eine Rolle spielt - der WebStandard berichtete, hat die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) auf den Plan gerufen. OAS-Generalsekretär Jose Miguel Insulza beendete am Montag (Ortszeit) eine Vermittlungsmission in beiden zentralamerikanischen Staaten, bei der er auch das umstrittene Gebiet an der Karibikküste überflog. Am Dienstag wollten die Botschafter der OAS in Washington über den Bericht des Generalsekretärs beraten.

Flagge gehisst

Die costaricanische Regierung erhebt den Vorwurf, dass Soldaten aus dem Nachbarland die Grenze überquert, auf der Calero-Insel ein Zeltlager errichtet und dort die nicaraguanische Flagge gehisst hätten. Der Kommandant des nicaraguanischen Militärtrupps sagte daraufhin in einem Interview mit einer costaricanischen Zeitung, er habe sich auf eine Landkarte des Internetdienstes Google Maps gestützt, wonach die Gegend des Zeltlagers zu Nicaragua gehöre.

Google räumte aber in der vergangenen Woche einen Fehler in seiner Karte ein. Die Fehlermarge im Grenzverlauf liege bei bis zu 2,7 Kilometern, erklärte das kalifornische Unternehmen nach Gesprächen mit Vertretern des US-Außenministeriums. Das Ministerium habe eine korrigierte Version der Karte geliefert, auf dieser Grundlage solle die Karte bei Google Maps überarbeitet werden, kündigte der Google-Spezialist für Geopolitik, Charlie Hale, im Internet an. Die nicaraguanische Außenminister Samuel Santos wandte sich jedoch gegen eine Überarbeitung der Google-Karte und bezeichnete diese als "korrekt".

Lösung gesucht

Die costaricanische Präsidentin Laura Chinchilla kündigte ihrerseits nach ihrem Treffen mit dem Vermittler Insulza an, dass sie die Angelegenheit vor den UNO-Sicherheitsrat bringen wolle, sollte die OAS keine Lösung finden. Costa Rica, das über keine Armee verfügt, hatte in der vergangenen Woche zusätzliche Sicherheitskräfte in das Grenzgebiet entsandt.

Zwischen Costa Rica und Nicaragua hat es seit dem 19. Jahrhundert immer wieder Grenzkonflikte gegeben. Dabei geht es unter anderem um die Schifffahrtsrechte auf dem Grenzfluss Río San Juan, über den Nicaragua die volle Oberhoheit besitzt. Der Konflikt war zuletzt auch durch nicaraguanische Baggerarbeiten in dem Fluss angeheizt worden. Die Regierung in San Jose wirft dem Nachbarland vor, das dabei ausgehobene Erdreich auf costaricanischer Seite der Grenze zu deponieren. (APA)