"Amber" von Sabine Gangl: Glas, Metall, steirischer Qualitäts-Waldhonig, Plexiglas.

Foto: David Auner

Fast empfiehlt sich für den Oscart Oscar Wilde als Namenspatron. Der britische Dichter beschrieb schon vor mehr als hundert Jahren gleichermaßen ironisch wie treffend das Verhältnis zwischen Kunst und Wirtschaft: "Wenn Bankiers zusammenkommen, reden sie über Kunst. Wenn Künstler einander treffen, reden sie übers Geld." Ja, und wenn Kunsthändler, Museumsleute, Sammler und Galeristen zusammenkommen, reden sie über Kunst und Geld - und über den Oscart.

Der von der Wiener Wirtschaftskammer, Gremium Kunsthandel, initiierte Preis wurde heuer zum neunten Mal vergeben: wie immer in verschiedenen Kategorien, wie immer für außergewöhnliche Verdienste um die Kunst. Und wie immer wird die Trophäe von artmagazine.cc in einer Edition von 30 Stück aufgelegt. Amber von Sonja Gangl ist Glas im Plexiglas und mit Honig gefüllt - Symbol für Fleiß und süßen Lohn.

Auch wenn, wie einer der Oscart-Gewinner sagt, Kunsthändlerei ein hartes Brot ist: Zwei Preisträger können eigentlich ganz froh sein, dass aus ihren ursprünglichen Berufswünschen nichts geworden ist. Hubert Winter schaute sich nach der Hauptschule (vergeblich) nach einer Kochlehrstellle um; Wolfgang Bauer träumte von einer Karriere als Schiffskoch. Ersterer machte nach einer Buchkunst- und Musikalienhandelslehre seine Kunstgeschäfte alsbald zur Topadresse für internationale Gegenwartskunst. Aktuell ist in seiner Galerie in der Wiener Breite Gasse eine erstklassige Fred-Sandback-Ausstellung zu sehen. Zweiterer entwickelte sich nach sechs Semestern Maschinenbau zu einem der anerkanntesten Experten des Wiener Jugendstils. Derzeit kostbarstes Stück im Schaufenster seiner Bel Etage in der Mahlerstraße: eine Stehlampe der Wiener Werkstätte aus dem Besitz der Familie Wittgenstein.

Kunstaffiner waren da schon die Karrierepläne von Katharina Blaas-Pratscher, die seit zwanzig Jahren Kunst im öffentlichen Raum in Niederösterreich implantiert: "Vielleicht wollte ich selber Künstlerin werden, habe mich aber nicht getraut."

Der deutsche Sammler Reinhold Würth wiederum, der den Oscart für sein Lebenswerk erhielt, ist im Brotberuf Schraubenfabrikant, seine Liebe gilt seit jeher auch der Kunst: An die 13.000 Werke umfasst seine höchstkarätige Sammlung, die er großzügig der Öffentlichkeit zeigt: Im süddeutschen Künzelsau, dem Ort des Firmenstammsitzes, das Museum Würth und die Hirschwirtscheuer; in Schwäbisch Hall die Kunst- und die Johanniterhalle; sowie zehn Kunstdependancen europaweit. Auch das Würth-Werk in Böheimkirchen hat einen Art Room, wo dieser Tage die Ausstellung Günter Grass: Fundsachen für Nichtleser eröffnet wurde. (Andrea Schurian, ALBUM/DER STANDARD - Printausgabe, 16./17. Oktober 2010)