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War zu aufmüpfig: Feest, hier 2007 im Depot der Masken bei einer Baustellenführung durch das Völkerkundemuseum

Foto: APA/ HELMUT FOHRINGER

Wien - Christian Feest legte am Mittwoch, nach einem Rapport bei der Leitung des Kunsthistorischen Museums, seine Funktion als Direktor der Museums für Völkerkunde mit sofortiger Wirkung zurück, wie der ORF als Erster berichtete. Das KHM verschwieg die Ereignisse bewusst - um zu verhindern, dass Feest in den Medien "als Märtyrer" dargestellt wird.

Offiziell spricht man von einer "einvernehmlichen Auflösung" des Vertrags, der bis 2014 gelaufen wäre. Feest, der eine dreimonatige Kündigungsfrist hat, erhält als Entschädigung volle Bezüge bis zum April 2011. Interimistisch folgt ihm KHM-Generaldirektorin Sabine Haag nach. Sie versprach, den Posten so bald wie möglich auszuschreiben. Gesucht werde eine "integrative Persönlichkeit". Im Völkerkundemuseum glaubt man aber, dass eine "gefügige Person" gefunden werden solle.

Aus dem Kulturministerium war zu erfahren, dass Feest schon länger "auf der Abschussliste" gestanden sei. Der für die Museen zuständige Sektionsleiter Michael Franz und die Pressesprecherin von Ministerin Claudia Schmied beteuerten, dass die Verantwortung ausschließlich bei der KHM-Leitung liege.

Silvia Fuhrmann, Kultursprecherin der ÖVP, meint hingegen, Feests Rücktritt sei "die Folge des fahrlässigen Verhaltens" des Ministeriums. Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, glaubt, dass Schmied und Haag gemeinsam Feest "in einer Nacht-und-Nebel-Aktion unverblümt zum Rücktritt gedrängt" hätten. Denn dieser hatte in einem Brief Sorgen um die Zukunft seines Hauses geäußert.

Zinggl: "Die Ministerin hat zwar bereits am Dienstag im parlamentarischen Kulturausschuss ihren Unmut über Feests Brief geäußert und von 'Konsequenzen' gesprochen, die dieses Verhalten nach sich ziehen könnte - aber dass die Abberufung des Direktors erfolgt, ist eigentlich kaum zu fassen."

Schmied war am 7. Juli in einem Entschließungsantrag von SP, VP und Grünen aufgefordert worden, alle Vorkehrungen zu prüfen, die eine Zusammenführung des Völkerkunde- und Volkskundemuseums zu einem Kulturenmuseum ermöglichen. Im Kulturausschuss gab Schmied aber bekannt, dass sie sich kein neues, eigenständiges Bundesmuseum vorstellen könne: Volks- und Völkerkundemuseum sollen unter dem Dach des KHM-Konzerns fusioniert werden.

Ex-KHM-Chef Herrmann Fillitz spricht erbost von der "ungeheuerlichsten Fehlentscheidung, die Schmied treffen konnte". (trenk/ DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2010)